Eisen und Stahl: Unterschied zwischen den Versionen
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Eisen liegt in der Natur nicht in Reinform vor. Abgebaut werden beispielsweise Magnetit (Eisengehalt bis zu 73%), Hämatit (Eisengehalt bis zu 70%) oder Siderit (Eisengehalt bis zu 50%) <ref name = "Schatzwert"/>. Das am häufigsten vorkommende Eisenerz Hämatit ist vor Allem in Schweden, Brasilien, dem Ural, den USA, Elba und dem Lahn-Dill-Gebiet zu finden<ref name = "StadtmuseumWeilburg"/>. | Eisen liegt in der Natur nicht in Reinform vor. Abgebaut werden beispielsweise Magnetit (Eisengehalt bis zu 73%), Hämatit (Eisengehalt bis zu 70%) oder Siderit (Eisengehalt bis zu 50%) <ref name = "Schatzwert"/>. Das am häufigsten vorkommende Eisenerz Hämatit ist vor Allem in Schweden, Brasilien, dem Ural, den USA, Elba und dem Lahn-Dill-Gebiet zu finden<ref name = "StadtmuseumWeilburg"/>. | ||
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Bei der Produktion von Stahl aus Eisenerz ist China führend. China produzierte im Jahr 2020 rund 996,3 Mio. Tonnen Stahl, gefolgt von Indien mit 111,4 Mio. Tonnen und Japan mit 99,3 Mio. Tonnen<ref name = "SteelYearbook2020"/>. Deutschland steht mit 39,6 Mio. Tonnen produziertem Stahl pro Jahr an siebter Stelle <ref name = "SteelYearbook2020"/>. In der Produktion werden Eisenerz, Zuschlagsstoffe, Legierungsmittel und Stahlschrott über Reduktionsmittel zu Stahl verarbeitet. Als Reduktionsmittel wirken dabei Kokskohle, Einblaskohle, Öl, Erdgas und Sauerstoff<ref name = "RVR_Eisen"/>. | |||
Die Prozessierung von Eisenerzen zu Roheisen geschieht über eine Reduktion im Hochofen. Das entstandene Roheisen wird im Sauerstoffblaskonverter zu Stahl verarbeitet. Im Elektrolichtbogenöfen wird Stahlschrott wieder zu neuen Stahl eingeschmolzen. <ref name = "ProduktionundEnergieStahl"/> | Die Prozessierung von Eisenerzen zu Roheisen geschieht über eine Reduktion im Hochofen. Das entstandene Roheisen wird im Sauerstoffblaskonverter zu Stahl verarbeitet. Im Elektrolichtbogenöfen wird Stahlschrott wieder zu neuen Stahl eingeschmolzen. <ref name = "ProduktionundEnergieStahl"/> | ||
[[Datei:Rohstahlproduktion Deutschland.png|thumb|500px|Abbildung 1: Rohstahlproduktion in Deutschland]] | |||
[[Datei:Rohstahlproduktion nach Ländern.png|thumb|500px|Abbildung 2: Wichtigste Länder weltweit nach Rohstahlproduktion 2020 <ref name = "StahlproduktionLänder"/>]] | [[Datei:Rohstahlproduktion nach Ländern.png|thumb|500px|Abbildung 2: Wichtigste Länder weltweit nach Rohstahlproduktion 2020 <ref name = "StahlproduktionLänder"/>]] | ||
[[Datei:Rohstahlproduktion größte Produzenten.png|thumb|500px|Abbildung 3: Größte Stahlproduzenten 2020 <ref name = "Stahlproduzenten"/>]] | |||
[[Datei:Prozess Stahlherstellung.png||thumb|500px|Abbildung 4: verschiedene Prozesse der Stahlherstellung[12]]] | |||
Im ersten Schritt wird das Eisenerz in Sinteranlagen auf den Hochofenprozess vorbereitet, indem verschiedene Erzkörner vermengt und durch An- und Verschmelzen zu Pellets zusammengeführt werden. Die Pellets sollen dabei mechanisch belastbar sein, um die Stabilität des aufgehäuften Materials im Hochofen zu gewährleisten. <ref name = "ProduktionundEnergieStahl"/> | Im ersten Schritt wird das Eisenerz in Sinteranlagen auf den Hochofenprozess vorbereitet, indem verschiedene Erzkörner vermengt und durch An- und Verschmelzen zu Pellets zusammengeführt werden. Die Pellets sollen dabei mechanisch belastbar sein, um die Stabilität des aufgehäuften Materials im Hochofen zu gewährleisten. <ref name = "ProduktionundEnergieStahl"/> | ||
Der Hochofen wird von oben über eine Gicht abwechselnd mit Eisenpellets, Stückerz und Koks, sowie mit Zuschlägen (u. A. Kalk) befüllt [5,6]. Das Gemisch aus Eisenerz, Koks und Zuschlägen wird als Möller bezeichnet [9]. Der Hochofen wird von unten im Gegenstromverfahren mit heißer, sauerstoffreicher Luft, dem sogenannten Heißwind, durchblasen. Der Möller sinkt derweil den Hochofen herab, wo eine Temperatur von über 2000 °C erreicht werden kann. Der Kohlenstoff des Kokses reagiert bei diesen Temperaturen mit dem Sauerstoff des Heißwindes zu Kohlenmonoxid, welches im Möller enthaltene Metalloxide reduziert. Es bilden sich eine Schlackephase mit den Begleitelementen des Eisenerzes in Form von Metalloxiden und eine Eisenphase, welche durch ihren Dichteunterschied am Boden des Hochofens getrennt werden können. <ref name = "ProduktionundEnergieStahl"/> | Der Hochofen wird von oben über eine Gicht abwechselnd mit Eisenpellets, Stückerz und Koks, sowie mit Zuschlägen (u. A. Kalk) befüllt [5,6]. Das Gemisch aus Eisenerz, Koks und Zuschlägen wird als Möller bezeichnet [9]. Der Hochofen wird von unten im Gegenstromverfahren mit heißer, sauerstoffreicher Luft, dem sogenannten Heißwind, durchblasen. Der Möller sinkt derweil den Hochofen herab, wo eine Temperatur von über 2000 °C erreicht werden kann. Der Kohlenstoff des Kokses reagiert bei diesen Temperaturen mit dem Sauerstoff des Heißwindes zu Kohlenmonoxid, welches im Möller enthaltene Metalloxide reduziert. Es bilden sich eine Schlackephase mit den Begleitelementen des Eisenerzes in Form von Metalloxiden und eine Eisenphase, welche durch ihren Dichteunterschied am Boden des Hochofens getrennt werden können. <ref name = "ProduktionundEnergieStahl"/> | ||
Bei dem Sauerstoffblasverfahren im Konverter, auch LD-Verfahren oder Oxygenstahl-Verfahren genannt, wird flüssiges Roheisen in einen kippbaren Konverter gegeben. Es können bis zu 20 % Stahlschrott hinzugegeben werden. Hauptziel des Prozesses ist die Reduktion des Kohlenstoffanteils im Roheisen. Über eine Lanze wird Sauerstoff in das System geblasen und es wird Kalk zur Erzeugung einer Schlackephase zugeschlagen. Eine Oxidationsreaktion führt zur Ausbildung von Eisenoxiden, Kohlenstoffoxiden (CO und CO_2) und Oxidation der Begleitstoffe (Silizium, Mangan, Phosphor, etc.) bei einer Temperatur von 2500-3000 °C am Brennfleck, sowie zur Durchmischung des Metallbades. Das gebildete Gas entweicht aus dem Prozess. Das gebildete FeO reagiert mit oxidierbaren Beimengungen und Eisen (Fe) fällt wieder aus. Es bildet sich eine Schlacke aus den Oxiden und dem Kalk. Durch die Reaktion wird die Temperatur des Roheisens von 1300 °C auf die Stahlschmelztemperatur von 1600 °C erhöht, sodass zuvor der zugegebene feste Eisenschrott geschmolzen wird. Weiterhin kann Eisenschrott zu Kühlzwecken nachträglich zugeschlagen werden. Anschließend werden Stahl und Schlacke abgegossen. [6,10] | Bei dem Sauerstoffblasverfahren im Konverter, auch LD-Verfahren oder Oxygenstahl-Verfahren genannt, wird flüssiges Roheisen in einen kippbaren Konverter gegeben. Es können bis zu 20 % Stahlschrott hinzugegeben werden. Hauptziel des Prozesses ist die Reduktion des Kohlenstoffanteils im Roheisen. Über eine Lanze wird Sauerstoff in das System geblasen und es wird Kalk zur Erzeugung einer Schlackephase zugeschlagen. Eine Oxidationsreaktion führt zur Ausbildung von Eisenoxiden, Kohlenstoffoxiden (CO und CO_2) und Oxidation der Begleitstoffe (Silizium, Mangan, Phosphor, etc.) bei einer Temperatur von 2500-3000 °C am Brennfleck, sowie zur Durchmischung des Metallbades. Das gebildete Gas entweicht aus dem Prozess. Das gebildete FeO reagiert mit oxidierbaren Beimengungen und Eisen (Fe) fällt wieder aus. Es bildet sich eine Schlacke aus den Oxiden und dem Kalk. Durch die Reaktion wird die Temperatur des Roheisens von 1300 °C auf die Stahlschmelztemperatur von 1600 °C erhöht, sodass zuvor der zugegebene feste Eisenschrott geschmolzen wird. Weiterhin kann Eisenschrott zu Kühlzwecken nachträglich zugeschlagen werden. Anschließend werden Stahl und Schlacke abgegossen. [6,10] | ||
Bei dem Elektrolichtbogen-Verfahren wird Elektroenergie zu Wärmeenergie umgewandelt. Dabei kann bis zu 100% Schrott eingesetzt werden, um Stahl herzustellen. In Ofengefäßen befinden sich drei Graphitelektroden. Zunächst wird Schrott eingeschmolzen, um anschließend Zuschläge (Kalk und Flussspat) hinzuzugeben. Es folgt zunächst eine Begasung mit Sauerstoff für einen Frischprozess, bei welchem oxidierbare Verunreinigungen verschlackt werden und darauffolgend eine Reduktionsphase zum Sauerstoff- und Schwefelabbau. Bei Bedarf kann ebenfalls ein Legierungselement zugegeben werden. Wertvolle Legierungen werden beim Elektrolichtbogen-Verfahren weniger verschlackt als beim Sauerstoffaufblaskonverter. [10] | Bei dem Elektrolichtbogen-Verfahren wird Elektroenergie zu Wärmeenergie umgewandelt. Dabei kann bis zu 100% Schrott eingesetzt werden, um Stahl herzustellen. In Ofengefäßen befinden sich drei Graphitelektroden. Zunächst wird Schrott eingeschmolzen, um anschließend Zuschläge (Kalk und Flussspat) hinzuzugeben. Es folgt zunächst eine Begasung mit Sauerstoff für einen Frischprozess, bei welchem oxidierbare Verunreinigungen verschlackt werden und darauffolgend eine Reduktionsphase zum Sauerstoff- und Schwefelabbau. Bei Bedarf kann ebenfalls ein Legierungselement zugegeben werden. Wertvolle Legierungen werden beim Elektrolichtbogen-Verfahren weniger verschlackt als beim Sauerstoffaufblaskonverter. [10] | ||
Eine energiesparende, aber auch weniger produktive Alternative zu den Standardverfahren, bietet die Direktreduktion. Hierbei wird ein Schachtofen mit Stückerz und Pellets gefüllt und mit Kohlenmonoxid und Wasserstoff begast. [11] Alternative Verfahren nutzen Drehrohr- oder Wirbelschichtöfen [12]. Es kommt zur Reduktion der Eisenoxide, wodurch der enthaltene Sauerstoff aus dem Eisenerz herausgelöst und somit Eisen, Kohlenstoffdioxid und Wasser gebildet. Ein sogenannter Eisenschwamm entsteht. Anschließende wird der Eisenschwamm abgekühlt, um Rückoxidationen zu vermeiden. Verunreinigungen werden anschließend durch ein Elektrostahlverfahren entfernt, wobei der eigentliche Rohstahl aus dem Eisenschwamm entsteht. [11] Der Eisenschwamm kann im Elektrostahlverfahren gemeinsam mit Stahlschrott zu Stahl verarbeitet werden [13]. | Eine energiesparende, aber auch weniger produktive Alternative zu den Standardverfahren, bietet die Direktreduktion. Hierbei wird ein Schachtofen mit Stückerz und Pellets gefüllt und mit Kohlenmonoxid und Wasserstoff begast. [11] Alternative Verfahren nutzen Drehrohr- oder Wirbelschichtöfen [12]. Es kommt zur Reduktion der Eisenoxide, wodurch der enthaltene Sauerstoff aus dem Eisenerz herausgelöst und somit Eisen, Kohlenstoffdioxid und Wasser gebildet. Ein sogenannter Eisenschwamm entsteht. Anschließende wird der Eisenschwamm abgekühlt, um Rückoxidationen zu vermeiden. Verunreinigungen werden anschließend durch ein Elektrostahlverfahren entfernt, wobei der eigentliche Rohstahl aus dem Eisenschwamm entsteht. [11] Der Eisenschwamm kann im Elektrostahlverfahren gemeinsam mit Stahlschrott zu Stahl verarbeitet werden [13]. | ||
Die Schmelzreduktion, auch Corex-Prozess genannt, bietet ebenfalls eine alternative Verfahrensweise zur Stahlproduktion. In einer Vorreduktion werden Stückerz und Pellets im Gegenstromverfahren mit einem Reduktionsgas auf ca. 90% mineralisiert, wodurch ein Eisenschwamm entsteht. Anschließend werden die Komponenten im Einschmelzvergaser eingeschmolzen und vollständig reduziert. Es werden eine Schlacke und Metallphase gebildet. Die Metallphase kann anschließend im Sauerstoff-Konverter zu Stahl prozessiert werden [14]. | Die Schmelzreduktion, auch Corex-Prozess genannt, bietet ebenfalls eine alternative Verfahrensweise zur Stahlproduktion. In einer Vorreduktion werden Stückerz und Pellets im Gegenstromverfahren mit einem Reduktionsgas auf ca. 90% mineralisiert, wodurch ein Eisenschwamm entsteht. Anschließend werden die Komponenten im Einschmelzvergaser eingeschmolzen und vollständig reduziert. Es werden eine Schlacke und Metallphase gebildet. Die Metallphase kann anschließend im Sauerstoff-Konverter zu Stahl prozessiert werden [14]. | ||
Die Stahlproduktion besaß im Jahr 2015 einen Gesamtenergieverbrauch von 166,8 TWh. Dieser Verteilt sich auf den Kohleverbrauch mit 133 TWh/a, Stromverbrauch mit 25,3 TWh/a und Erdgasverbrauch mit 20,9 TWh/a. Insgesamt wurden für die Herstellung von Stahl im Jahr 2015 59 Mt CO_2 Äquivalent emittiert. [15] | Die Stahlproduktion besaß im Jahr 2015 einen Gesamtenergieverbrauch von 166,8 TWh. Dieser Verteilt sich auf den Kohleverbrauch mit 133 TWh/a, Stromverbrauch mit 25,3 TWh/a und Erdgasverbrauch mit 20,9 TWh/a. Insgesamt wurden für die Herstellung von Stahl im Jahr 2015 59 Mt CO_2 Äquivalent emittiert. [15] | ||
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Stahl als Werkstoff zeichnet sich durch seine gute Verformbarkeit Wärmeleitfähigkeit und Strapazierfähigkeit aus. Es besitzt eine hohe Zugfestigkeit und Fließgrenze. Rostfreier Stahl besitzt eine hohe Korrosionsbeständigkeit. Als Stahl wird dabei eine Legierung aus Eisen mit maximal zwei Prozent Kohlensoff und verschiedenen anderen Elementen wie Mangan, Phosphor, Schwefel, Chrom oder Nickel bezeichnet. [16] Der Preis für eine Tonne Stahl lag im September 2020 bei ca. 214 € [17]. Im Allgemeinen besitzt Stahl einen Kohlenstoffanteil von unter 2%. Es wird nach chemischer Zusammensetzung oder nach Hauptgüteklassen eingeteilt. Die Einteilung nach der chemischen Zusammensetzung von Stahl unterscheidet unlegierte, nichtrostende und andere legierte Stähle. Ein Stahl gilt als legiert, wenn er einen bestimmten prozentualen Massenanteil anderer Elemente besitzt. Grenzwerte sind der untenliegenden Tabelle zu entnehmen. [18] | Stahl als Werkstoff zeichnet sich durch seine gute Verformbarkeit Wärmeleitfähigkeit und Strapazierfähigkeit aus. Es besitzt eine hohe Zugfestigkeit und Fließgrenze. Rostfreier Stahl besitzt eine hohe Korrosionsbeständigkeit. Als Stahl wird dabei eine Legierung aus Eisen mit maximal zwei Prozent Kohlensoff und verschiedenen anderen Elementen wie Mangan, Phosphor, Schwefel, Chrom oder Nickel bezeichnet. [16] Der Preis für eine Tonne Stahl lag im September 2020 bei ca. 214 € [17]. Im Allgemeinen besitzt Stahl einen Kohlenstoffanteil von unter 2%. Es wird nach chemischer Zusammensetzung oder nach Hauptgüteklassen eingeteilt. Die Einteilung nach der chemischen Zusammensetzung von Stahl unterscheidet unlegierte, nichtrostende und andere legierte Stähle. Ein Stahl gilt als legiert, wenn er einen bestimmten prozentualen Massenanteil anderer Elemente besitzt. Grenzwerte sind der untenliegenden Tabelle zu entnehmen. [18] | ||
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Nicht rostende Stähle werden weiter nach ihrem Nickelgehalt über oder unterhalb von 2,5%, sowie nach ihren Haupteigenschaften „Korrosionsbeständigkeit“, „Hitzebeständigkeit“ und „Warmfestigkeit“ unterteilt. [18] | Nicht rostende Stähle werden weiter nach ihrem Nickelgehalt über oder unterhalb von 2,5%, sowie nach ihren Haupteigenschaften „Korrosionsbeständigkeit“, „Hitzebeständigkeit“ und „Warmfestigkeit“ unterteilt. [18] | ||
Die Einsatzmöglichkeiten für Stahl sind vielfältig. In Deutschland werden 35% des verwendeten Stahls in der Bauwirtschaft und 11% im Maschinenbau eingesetzt. Der Anteil des verbrauchten Stahls für Automobile ist in Deutschland mit 26% vergleichsweise hoch. Metallwaren machen 12% des Stahleinsatzes aus, für Rohre werden 9% und für Haushaltsgegenstände 2% des Stahls verbraucht. [19] | Die Einsatzmöglichkeiten für Stahl sind vielfältig. In Deutschland werden 35% des verwendeten Stahls in der Bauwirtschaft und 11% im Maschinenbau eingesetzt. Der Anteil des verbrauchten Stahls für Automobile ist in Deutschland mit 26% vergleichsweise hoch. Metallwaren machen 12% des Stahleinsatzes aus, für Rohre werden 9% und für Haushaltsgegenstände 2% des Stahls verbraucht. [19] | ||
Version vom 22. Oktober 2021, 13:57 Uhr
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Rohstoffe/Werkstoffe
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Für die Herstellung von Stahl wird vor allem Eisenerz benötigt [1]. Rund 80 % des weltweit abgebauten Eisenerzes stammt aus Australien, China, Brasilien und Indien. Zusätzlich wird unter anderem in Russland, Südafrika, der Ukraine, den USA, Kanada, Schweden, Kasachstan, dem Iran und Indonesien Eisenerz abgebaut allerdings in geringeren Mengen. Weltweit wurden im Jahr 2017 1,6 Mrd. Tonnen Eisenerz gewonnen. Allein In Australien wurden 2017 548,3 Mio. Tonnen Eisenerz gefördert, gefolgt von China mit 331,9 Mio. Tonnen, Brasilien mit 273,7 Mio. Tonnen und Indien mit 124,6 Mio. Tonnen. Der weltweite Bedarf ist zeitgleich gestiegen. [2] Eisen liegt in der Natur nicht in Reinform vor. Abgebaut werden beispielsweise Magnetit (Eisengehalt bis zu 73%), Hämatit (Eisengehalt bis zu 70%) oder Siderit (Eisengehalt bis zu 50%) [1]. Das am häufigsten vorkommende Eisenerz Hämatit ist vor Allem in Schweden, Brasilien, dem Ural, den USA, Elba und dem Lahn-Dill-Gebiet zu finden[3].
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Produktion
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Bei der Produktion von Stahl aus Eisenerz ist China führend. China produzierte im Jahr 2020 rund 996,3 Mio. Tonnen Stahl, gefolgt von Indien mit 111,4 Mio. Tonnen und Japan mit 99,3 Mio. Tonnen[4]. Deutschland steht mit 39,6 Mio. Tonnen produziertem Stahl pro Jahr an siebter Stelle [4]. In der Produktion werden Eisenerz, Zuschlagsstoffe, Legierungsmittel und Stahlschrott über Reduktionsmittel zu Stahl verarbeitet. Als Reduktionsmittel wirken dabei Kokskohle, Einblaskohle, Öl, Erdgas und Sauerstoff[5]. Die Prozessierung von Eisenerzen zu Roheisen geschieht über eine Reduktion im Hochofen. Das entstandene Roheisen wird im Sauerstoffblaskonverter zu Stahl verarbeitet. Im Elektrolichtbogenöfen wird Stahlschrott wieder zu neuen Stahl eingeschmolzen. [6] ![]() ![]() ![]() ![]()
Bei dem Sauerstoffblasverfahren im Konverter, auch LD-Verfahren oder Oxygenstahl-Verfahren genannt, wird flüssiges Roheisen in einen kippbaren Konverter gegeben. Es können bis zu 20 % Stahlschrott hinzugegeben werden. Hauptziel des Prozesses ist die Reduktion des Kohlenstoffanteils im Roheisen. Über eine Lanze wird Sauerstoff in das System geblasen und es wird Kalk zur Erzeugung einer Schlackephase zugeschlagen. Eine Oxidationsreaktion führt zur Ausbildung von Eisenoxiden, Kohlenstoffoxiden (CO und CO_2) und Oxidation der Begleitstoffe (Silizium, Mangan, Phosphor, etc.) bei einer Temperatur von 2500-3000 °C am Brennfleck, sowie zur Durchmischung des Metallbades. Das gebildete Gas entweicht aus dem Prozess. Das gebildete FeO reagiert mit oxidierbaren Beimengungen und Eisen (Fe) fällt wieder aus. Es bildet sich eine Schlacke aus den Oxiden und dem Kalk. Durch die Reaktion wird die Temperatur des Roheisens von 1300 °C auf die Stahlschmelztemperatur von 1600 °C erhöht, sodass zuvor der zugegebene feste Eisenschrott geschmolzen wird. Weiterhin kann Eisenschrott zu Kühlzwecken nachträglich zugeschlagen werden. Anschließend werden Stahl und Schlacke abgegossen. [6,10] Bei dem Elektrolichtbogen-Verfahren wird Elektroenergie zu Wärmeenergie umgewandelt. Dabei kann bis zu 100% Schrott eingesetzt werden, um Stahl herzustellen. In Ofengefäßen befinden sich drei Graphitelektroden. Zunächst wird Schrott eingeschmolzen, um anschließend Zuschläge (Kalk und Flussspat) hinzuzugeben. Es folgt zunächst eine Begasung mit Sauerstoff für einen Frischprozess, bei welchem oxidierbare Verunreinigungen verschlackt werden und darauffolgend eine Reduktionsphase zum Sauerstoff- und Schwefelabbau. Bei Bedarf kann ebenfalls ein Legierungselement zugegeben werden. Wertvolle Legierungen werden beim Elektrolichtbogen-Verfahren weniger verschlackt als beim Sauerstoffaufblaskonverter. [10] Eine energiesparende, aber auch weniger produktive Alternative zu den Standardverfahren, bietet die Direktreduktion. Hierbei wird ein Schachtofen mit Stückerz und Pellets gefüllt und mit Kohlenmonoxid und Wasserstoff begast. [11] Alternative Verfahren nutzen Drehrohr- oder Wirbelschichtöfen [12]. Es kommt zur Reduktion der Eisenoxide, wodurch der enthaltene Sauerstoff aus dem Eisenerz herausgelöst und somit Eisen, Kohlenstoffdioxid und Wasser gebildet. Ein sogenannter Eisenschwamm entsteht. Anschließende wird der Eisenschwamm abgekühlt, um Rückoxidationen zu vermeiden. Verunreinigungen werden anschließend durch ein Elektrostahlverfahren entfernt, wobei der eigentliche Rohstahl aus dem Eisenschwamm entsteht. [11] Der Eisenschwamm kann im Elektrostahlverfahren gemeinsam mit Stahlschrott zu Stahl verarbeitet werden [13]. Die Schmelzreduktion, auch Corex-Prozess genannt, bietet ebenfalls eine alternative Verfahrensweise zur Stahlproduktion. In einer Vorreduktion werden Stückerz und Pellets im Gegenstromverfahren mit einem Reduktionsgas auf ca. 90% mineralisiert, wodurch ein Eisenschwamm entsteht. Anschließend werden die Komponenten im Einschmelzvergaser eingeschmolzen und vollständig reduziert. Es werden eine Schlacke und Metallphase gebildet. Die Metallphase kann anschließend im Sauerstoff-Konverter zu Stahl prozessiert werden [14]. Die Stahlproduktion besaß im Jahr 2015 einen Gesamtenergieverbrauch von 166,8 TWh. Dieser Verteilt sich auf den Kohleverbrauch mit 133 TWh/a, Stromverbrauch mit 25,3 TWh/a und Erdgasverbrauch mit 20,9 TWh/a. Insgesamt wurden für die Herstellung von Stahl im Jahr 2015 59 Mt CO_2 Äquivalent emittiert. [15] |
Nutzung
Rohstoff!
Literaturverzeichnis
- ↑ 1,0 1,1 Schatzwert.de: Eisenerze (online). Online verfügbar unter: https://www.schatzwert.de/metalle/eisen/eisenerze/, zuletzt geprüft am 10.10.21
- ↑ Österreichisches Federal Ministry for Substainability and Tourism (2019): World Mining Data 2019. Online verfügbar unter: https://www.world-mining-data.info/wmd/downloads/PDF/WMD2019.pdf, zuletzt geprüft am 10.10.21.
- ↑ Bergbau- und Stadtmuseum - Weilburg an der Lahn: Eisen / Eisenerz (online). Online verfügbar unter: http://www.museum-weilburg.de/texte/seite.php?id=107886, zuletzt geprüft am 10.10.21
- ↑ 4,0 4,1 Worldsteel Association: Steel Statistical Yearbook 2020 concise version. Online verfügbar unter: https://www.worldsteel.org/en/dam/jcr:5001dac8-0083-46f3-aadd-35aa357acbcc/Steel%2520Statistical%2520Yearbook%25202020%2520%2528concise%2520version%2529.pdf, zuletzt geprüft am 10.10.21
- ↑ Regionalverbund Ruhr (2010): Wie aus Eisenerz Roheisen wird (online). Online verfügbar unter: http://www.ruhrgebiet-regionalkunde.de/html/grundlagen_und_anfaenge/eisen_und_stahl/roheisenherstellung.php%3Fp=3,3.html, zuletzt geprüft am 10.10.21
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Bartusch, H.; Alcalde, A.; Fröhling, M.; Schultemann, F.; Schwaderer, F. (2013): Erhöhung der Energie- und Ressourceneffizient und Reduzierung der Treibhausgasemissionen in der Eisen-, Stahl- und Zinkindustrie (ERESTRE): Band 2 Produktion und Energie. Karlsruhe. Online verfügbar unter: https://publikationen.bibliothek.kit.edu/1000028247, zuletzt geprüft am 10.10.21
- ↑ Statista (2021): Rohstahlproduktion nach Ländern weltweit 2020. Online verfügbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/311503/umfrage/wichtigste-laender-nach-rohstahlproduktion/, zuletzt geprüft am 10.10.21
- ↑ Statista (2021): Größte Stahlproduzenten weltweit nach Produktionsmenge 2020. Online verfügbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/180811/umfrage/die-groessten-stahlproduzenten-weltweit-nach-produzierter-menge/, zuletzt geprüft am 10.10.21
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-Tag mit dem Namen „Mineralienatlas“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „Martens“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „TecScience“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „VDEH“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „BVSE_Verwertung“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „HBrauer“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „Schlemme“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „TotalMateria“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „WS-Stahl“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „DINSTahlbezeichnung“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „Rohstahlproduktion_Deutschland“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „BVSE_Sammlung“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „VivisRohstoffeRecyclingBand7“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „EU_Stahlschrottsortenliste“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „BDSVPreiseStahl“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „FaktenStahlindustrie2020“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „UBA_Sekündärrohstoffwirtschaft“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „RivaStahl“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „FraunhoferStahlschrott2016“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
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-Tag mit dem Namen „RobertJager“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.