Entsorgungsstrukturen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Entsorgungslogistik ==
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Die Entsorgungslogistik beinhaltet unter anderem Systeme zum räumlichen und zeitlichen Transfer von Stoffströmen vom Entstehungsort bis hin zum endgültigen Verbleib. Dabei werden Schnittstellen zwischen den Abfallerzeugern und den Einrichtungen die der Aufbereitung, der Verwertung und der Beseitigung dienen, gebildet. Der Kernprozess der Entsorgungslogistik beinhaltet die Erfassung, die Sammlung, den Transport, den Umschlag und die Lagerung der Abfälle.  
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Die Tätigkeiten der Sammlung und des Transportes werden umgangssprachlich oft unter dem Begriff der Abfuhr zusammengefasst. Die getrennte Erfassung von Wertstoffen ist für die Kommunen unabkömmlich, um ein sinnvolles Wertstoffmanagement vollziehen zu können. Innerhalb des ZEW erfolgt dies im Wege eines additiven Systems. Dies bedeutet, dass die Wertstoffabfuhr getrennt von der Restmüllabfuhr in separaten Behältern und Fahrzeugen erfolgt. <ref name="Roos">Roos HJ. Logistikkonzept. Aachen; 2009.</ref> (1:1 ausGatzen, 2010)
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==Entsorgungsstrukturen==
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Das Gebiet der Abfallwirtschaft umfasst Sammel- und Logistiksysteme, die Planung und Organisation der Abfallbewirtschaftung, rechtliche und finanzielle Regelung sowie die Forschung und Entwicklung. Im Folgenden wird der Fokus auf die logistischen Strukturen der Abfallwirtschaft gelegt. <ref name = "Pfaff-Simoneit, 2022"/>
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===Entsorgungslogistik===
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Die Entsorgungslogistik umfasst die Sammlung und den Transport von Abfällen zu deren Behandlungsanlagen (inklusive Umschlag und Lagerung) und bildet so die Schnittstelle zwischen den Abfallerzeugern und den Einrichtungen der Verwertung, Aufbereitung und Beseitigung. Mit dem übergeordneten Ziel Materialien dem Wiedereinsatz zuzuführen, ist die Entsorgungslogistik für die Kreislaufwirtschaft essenziell. (Hohmann, 2022)
Für effektives Wertstoffmanagement werden Abfälle kategorisiert. Für einen angemessenen Transport sind Aggregatzustand Recyclingfähigkeit wichtige Kriterien. Für spätere Recyclingrohstoffe ist eine zeitoptimierte Logistik von größerer Bedeutung, während für nicht verwertbare Abfälle Ökonomie und Ökologie den Transport definieren. Ein weiterer Aspekt ist die Gefährlichkeit von Abfällen. (Hohmann, 2022)
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===Sammlung und Trennung (Vergleich von Holsystem und Bringsystem)===
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Die Trennung von Abfällen kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen. Die getrennte Sammlung von Abfällen an ihrem Entstehungsort bietet den Vorteil einer hohen Sortenreinheit. Die gemischte Sammlung bietet einen geringeren Bedarf an Sammelbehältern während des Transports, jedoch komplexere Anforderungen an Umschlag und Lagerung sowie an die nachträgliche Sortierung und Aufbereitung. Die Sammlung kann in Form eines Holsystems oder eines Bringsystems sowie einer Kombination aus beiden erfolgen. (Pfohl, 2018; Hohmann, 2022)
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====Holsystem====
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Beim Holsystem stellen Abfallerzeuger diese in Sammelbehältern zur Abholung zur Verfügung (Pfohl, 2018). Entsorgungsunternehmen oder Kommunen organisieren deren Abholung vom Abfallentstehungsort (Hohmann, 2022). Der geringe Aufwand auf Erzeugerseite bewirkt eine hohe Erfassungsrate (vgl. Tabelle 1) (Hohmann, 2022).
Behälter für die lokale Sammlung sind Abfalleimer mit einem Volumen von mindestens 35 L, Abfalltonnen sowie Abfallgroßbehälter, welche bis zu 360 L fassen, und an die Hebesysteme der Fahrzeuge angepasst sind. Diese Tonnen müssen sowohl von Privatpersonen manövrierbar als auch auf die Ausrüstung der Sammelfahrzeuge angepasst sein. Auf den Fahrzeugen befinden sich Wechsel- und Multifunktionsbehälter. Je nachdem, ob es sich um eine getrennte oder gemischte Sammlung handelt, können auf den Fahrzeugen Mehrkammersysteme eingesetzt werden. (Pfohl, 2018)
Die Arten der Behälter werden unterschieden in Umleerbehälter sowie Wechselbehälter. Umleerbehälter werden in das Transportfahrzeug entleert und wieder abgestellt werden, während bei Wechselbehältern die vollen Behältnisse jeweils durch leere ersetzt. Eine weitere Möglichkeit sind Einwegbehältnisse wie z. B. Gelbe Säcke. (Pfohl, 2018)
Im Jahr 2023 wurden Verpackungsabfälle aus ca. einem Drittel (34,4 %) der deutschen Haushalte über das Holsystem Wertstofftonne gesammelt. In allen anderen Gebieten (65,6%) kommen die Gelbe Tonne oder der Gelbe Sack für die Abholung von Verpackungsabfällen zum Einsatz. In ländlichen Gebieten werden die meisten Verpackungsabfälle erfasst, während in Großstädten die geringsten LVP-Mengen erfasst werden. Dabei weisen die in Gelben Säcken gesammelten Abfälle eine höhere Qualität auf als die in Gelben Tonnen erfassten, da hier aufgrund der Stabilität, Größe und Blickdichte vermehrt Fehlwürfe erfolgen. (Kuchta, 2023)
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====Bringsystem====
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Das Bringsystem erfordert das Engagement der Abfallerzeuger, da die Abfälle zum Entsorgungsort gebracht werden müssen. Um deren Beteiligung zu erhöhen und den Transport zu den Sammelstellen zu vereinfachen, können Behälter in umgänglichen Größen bereitgestellt werden. Die Erzeuger transportieren die Abfälle eigenständig zu Recyclinghöfen oder zu größeren haushaltsnahen Sammelbehältnissen. (Pfohl, 2018)Recycling- respektive Wertstoffhöfe nehmen auf ihren Grundstücken diverse Abfallarten an und sind innerhalb ihrer Öffnungszeiten für (private) Anlieferungen zugänglich (Kuchta, 2023). Insbesondere für LVP werden sie in ländlicher Umgebung als Hauptsammelsystem angeboten, in denen kein Holsystem eingerichtet ist. Auf Wertstoffhöfen werden infolge des Aufwands für Privatpersonen die geringsten Sammelmengen erfasst (vgl. Tabelle 1). Aus den geringen Sammelmengen resultieren bis zu vierfach höheren Kosten für Sammlung und Verwertung pro Kilogramm Verpackungsabfall gegenüber dem Holsystem mit Gelben Säcken. (Wagner, 2018)
Eine Variante des Bringsystems stellt die Sammlung von Altglas dar. Die Sammelbehälter für Altglas befinden sich außerhalb der Privatgrundstücke, sind jedoch innerhalb von Stadtvierteln grundstücksnah aufgestellt. Die für diesen Bereich verwendeten Depotcontainer sind meist Umleerbehälter und können als Mehrkammersystem mit bis zu drei Kammern ausgebaut sein. Wenn die Abholung als integriertes System vorgesehen ist, wird das Altglas auf einem Fahrzeug reinfarbig transportiert. Auf den Fahrzeugen sind die Kammern durch Klappwände getrennt. Um eine Verunreinigung durch Überfüllung zu vermeiden, sind die Abholrhythmen sowie die bereitgestellte Behälteranzahl entsprechend festzulegen. (Bruckschen & Bildstein, Glasrecycling, 2022)


=== Holsystem ===
Bei einem Holsystem werden die anfallenden Abfälle unmittelbar ab dem Grundstück des Abfallerzeugers durch die Kommune oder beauftragte Dritte abgeholt. Die Sammlung erfolgt dabei nach dem Prinzip des Umleer- oder Einwegverfahrens.


Der größte Vorteil des Holsystems ist der hohe Komfort, der den Benutzern geboten wird.
Tabelle 1: Vor- und Nachteile von Holsystemen gegenüber Bringsystemen nach (Pfohl, 2018; Wagner, 2018)
Für den Verbraucher sinkt durch die haushaltsnahe Sammlung der für Ihn mit der Entsorgung seiner Abfälle entstehende Aufwand. Zeitgleich steigt dadurch für die Kommune die Erfassungsquote. Unterschiedliche Abfuhrrhythmen erfordern jedoch eine Zwischenlagerung der Abfälle, durch die der Haushalt des Abfallerzeugers sowohl räumlich, als auch hygienisch beeinträchtigt wird. Die zur Abfuhr der Abfälle verwendeten Sammelfahrzeuge müssen oftmals große Wegstrecken zurücklegen. Ferner kommt es durch die Sammeltätigkeiten zu Behinderungen im Straßenverkehr. <ref name="Roos" /> <ref name="Würz">Würz W. Verfahrenstechnik Konzeption der Entsorgungstechnik. Müllhandbuch 2005(03/05).</ref> (1:1 aus Gatzen, 2010)
Holsystem Bringsystem
Vorteile
• höhere Wertstoff-Erfassungsmengen
Komfort auf Seite der Bürgerinnen und Bürger • höhere Wertstoff-Qualität
• Bereitstellen der Sammelbehälter erfordert weniger Raum: zunächst private, handliche Behälter
• Preiswerter für die Kommunen
Nachteile • Abfälle werden vor Abgabe länger gelagert
• Behälter benötigen ausreichendes Volumen und Kompatibilität mit Umladesystemen sowie ausreichende Handlichkeit
• hohe logistische und Personal-Kosten für die Kommune
• Platzbedarf auf Grundstücken • hohe logistische Kosten für Bürgerinnen und Bürger
• hoher Zeitaufwand für Bürgerinnen und Bürger
• folglich geringe Beteiligung und geringere erfasste Mengen
• begrenzte Anzahl an Sammelstellen


=== Bringsystem ===
Im Rahmen eines Bringsystems werden die anfallenden Abfälle auf dem Grundstück des Abfallerzeugers gesammelt. Die Entsorgung dieser Abfälle erfolgt durch den Erzeuger, indem sie haushaltsnahe Sammelbehälter, den so genannten Depotcontainer, oder zentrale Sammelstellen in Form von Wertstoff- oder Recyclinghöfe nutzen. Als Depotcontainer werden in der Regel Umleerbehälter eingesetzt, wohingegen auf Wertstoff- oder Recyclinghöfen Wechselbehälter zum Einsatz kommen.  
Abbildung 1: Zuordnung von Abfallbehältern zu privat anfallenden Abfallströmen (eigene Darstellung)
 
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Durch die Anwendung des Bringsystems wird eine höhere Reinheit der Wertstoffe erzielt. Dies wird vor allem durch das Aufsichtspersonal an den Höfen erlangt. Darüber hinaus besteht für die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich zeitnah Ihrer Abfälle zu entledigen, losgelöst von dem in einem Holsystem vorgegebenen Abfuhrrhythmus. Die Wege der Sammelfahrzeuge zu den einzelnen Sammelstationen sind im Vergleich zum Holsystem kurz. Weiterhin können die Standorte verkehrstechnisch günstig gewählt werden. Als nachteilig erweist sich jedoch der höhere Entsorgungsaufwand für den Abfallerzeuger. Dieser muss mobil sein und längere Wege auf sich nehmen. Zusätzlich kann es an den Sammelstellen zeitweise zu erhöhten Lärm- und Geruchsemissionen kommen. Wertstoff- und Recyclinghöfe fordern darüber hinaus einen hohen Platzbedarf und sind somit sehr kostenintensiv. <ref name="Roos" /> <ref name="Würz" /> (1:1 aus Gatzen, 2010)
===Entsorgungsfahrzeuge===
 
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{| class="wikitable"
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|style="caption:bottom; color:black;"|''Tabelle 1: Ein Vergleich zwischen dem Hol- und Bringsystem <ref>Cord-Landwehr K. Sammlung und Transport von Abfall und Wertstoffen. In: Cord-Landwehr K, editor. Einführung in die Abfallwirtschaft. Wiesbaden: Vieweg+Teubner Verlag; 2002, p. 65–96.</ref> <ref>Landkreis Landsberg am Lech. aktuell 2009(12). Available from: <https://www.abfallberatung-landsberg.de/fileadmin/upload/abfallwirtschaft/dokumente/landkreiszeitung/aktuell_12_fuer_Internet.pdf>.</ref> ''
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! style="color:white" | ''' '''
Fahrzeuge zur Sammlung von Abfällen im Holsystem sind LKW mit den Komponenten Fahrgestell, Fest- oder Wechselaufbau und Aufnahmesystem. Die gängigen Systeme zur Beladung sind Frontlader, Seitenlader und Hecklader sowie Front-Seitenlader. (Kirchhoff, 2022)
! style="color:white" | '''Holsystem'''
Frontlader eignen sich zur Entleerung von Müllgroßbehältern im Ein-Personen-Betrieb und sind üblich bei der Sammlung von Industrie- und Gewerbeabfall. Front-Seitenlader werden aufgrund eines Beladearms für die Erfassung von Gewerbeabfällen und Haushaltsabfällen eingesetzt. Auch Seitenlader funktionieren im Ein-Personen-Betrieb und besitzen Kapazitäten für Müllgroßbehälter sowie für Großcontainer. Zudem ermöglichen sie je nach Art eine unterirdische Abfuhr. Hecklader sind vielseitig und werden daher häufig für die Sammlung von Haushalts- und Bioabfällen verwendet. Im Gegensatz zu Seiten- und Frontladern besteht die Notwendigkeit, mindestens zwei Personen zu stellen (einen Fahrer und einen Lader). Für die am Fahrzeugheck sitzenden Beladeöffnungen und Aufnahmesysteme gibt es je nach Anforderungen passende Kransysteme und passende Müllbehälter. Möglich sind geschlossene und offene Abfuhrsysteme sowie verschiedene Automatisierungsgrade.  (Kirchhoff, 2022)
! style="color:white" | '''Bringsystem'''
Entsorgungsfahrzeuge sind häufig mit Technik zur Abfallverdichtung ausgestattet. Das kompaktierte Transportgut muss dabei die Recyclingfähigkeit und ggf. vorhandene Trennung der Stoffströme beibehalten (Pfohl, 2018). Die Verdichtungstechnik wird je nach gesammeltem Stoffstrom gewählt. So wird auf Heckladern meist mit Pressplatten oder einer Drehtrommel verdichtet, während bei Front- und Seitenladern Schneckenverdichter oder Pendelpressenverdichter genutzt werden. (Kirchhoff, 2022)
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Das hydraulische Pressplattenwerk drückt Abfälle gegen ein Ausstoßschild im Sammelkasten des Heckladers. Anhand von Steuerungssystemen können die aufgegebenen Drücke in Abhängigkeit der Abfallzusammensetzung eingestellt werden (fraktionsoptimierte Verdichtung). (Kirchhoff, 2022)
| '''Vorteile'''
Schneckenverdichter kombinieren die Umwälzung und Zerkleinerung von Abfällen mit der Verdichtung, indem die Abfälle durch sich verjüngende Pressschneckengänge befördert werden. Vorteile gegenüber der Pressplattenverdichtung sind eine ausgeglichene Verteilung von Flüssigkeiten und die Belüftung der Abfälle. Bei Einsatz einer Drehtrommel wird die Sammeltrommel bei umgekehrter Drehrichtung geleert, wobei gleichzeitig eine Selbstreinigung stattfindet. (Kirchhoff, 2022)
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| ''' ''' || höhere Erfassungsquote für Wertstoffe || höhere Qualität der Wertstoffe
===Entsorgungsstrukturen in Deutschland===
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| ''' ''' || Komfort, bürgerfreundliche Abholung || keine Platzprobleme bei Bereitstellung der Mülltonnen
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| ''' ''' ||  || Bürger können sich zeitlich flexibel ihrer Abfälle entledigen
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In Deutschland fällt der Transport von Abfällen unter das Kreislaufwirtschaftsgesetz, welches auf europäischen Richtlinien basiert und um Rechtsverordnungen erweitert ist. Die europäische Verpackungsrichtlinie wird in Deutschland über das Verpackungsgesetz realisiert. (Hohmann, 2022)
| ''' ''' ||  || Kostengünstiger
Die Verpackungsverordnung von 1991 inkludierte eine Rücknahmepflicht für Transportverpackungen, Umverpackungen und Verkaufsverpackungen sowie die Pflicht, dass Inverkehrbringer ihre Verpackungen einer Verwertungsstelle zuführen müssen. Dabei ermöglichte die erweiterte Produktverantwortung, dass Hersteller und Vertreiber die Verpackungen nicht zurücknehmen müssen, sofern sie sich an einer rechtlich zugelassenen, lokal organisierten Sammlung beteiligen. Daher kooperieren die Inverkehrbringer von Abfällen mit öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Entsorgungsträgern. Die Bundesländer veröffentlichen jedes Jahr Informationen zu Art, Herkunft und Menge der von öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern gesammelten Abfälle (Kuchta, 2023). (Bundesregierung Deutschland, 1991; Hohmann, 2022)
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Duale Systeme
| '''Nachteile'''
In Deutschland wird diese Form der lokalen Sammlung von Verpackungen durch zehn duale Systeme vorgenommen. Das Duale System Deutschland (DSD) wurde 1990 als erstes privatwirtschaftliches Entsorgungssystem eingeführt. Dieses ist unter der Bezeichnung „Der Grüne Punkt“ bekannt, da lizensierte Verkaufsverpackungen damit gekennzeichnet wurden. Erst seit 2003 entwickelte sich ein freier Markt mit den weiteren Dualen Systemen. (Kuchta, 2023; Hohmann, 2022; Becker & Mellen, 2022)
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| ''' ''' || langfristige Lagerung von Abfällen vor Abgabe || Fahrtkosten und Zeitaufwand für Bürger
Abbildung 2: Vorläufig zugeordnete Marktanteile der Dualen Systeme für das zweite Quartal 2024 nach Stoffstrom (ZSVR, 2024)
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Die Dualen Systeme sind ein effizientes Sammelsystem für Leichtverpackungen (LVP), sodass die LVP-Erfassungsrate mit circa 75 % mit denen von Altglas und Altpapier vergleichbar ist. Duale Systeme lizensieren neben Kunststoffverpackungen auch solche aus Glas oder PPK.  
| ''' ''' || höherer Kostenaufwand || geringere erfasste Mengen
Im Jahr 2020 wurden insgesamt 5,8 Mio. t Verpackungsabfälle (Glas, PPK und LVP) getrennt gesammelt (vgl. Abbildung 3 und 4). Inklusive der stoffgleichen Nichtverpackungen (sNVP) betrug die Gesamtrecyclingquote der mit Dualen Systemen gesammelten Abfälle 50,5%. Die werkstoffliche Verwertungsquote für Kunststoffe betrug 60,6%, während die Gesamt-Verwertungsquote der Kunststoffe bei 104% lag. Dass diese Quote oberhalb der 100% lag, zeigt auf, dass die Dualen Systeme mehr Kunststoffabfälle gesammelt haben, als Kunststoffverpackungen lizensiert wurden. Auch bei Aluminium trat eine Verwertungsquote von über 100% auf, was auf eine unterschiedliche Definition von Verbundmaterialien bei Verpackungen und Abfällen zurückzuführen ist. (ZSVR, 2021)
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| ''' ''' || hoher Platzbedarf auf Grundstücken || begrenzte Anzahl an Sammelstellen
====Wertstofftonne====
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In Deutschland kommt je nach Region die Wertstofftonne oder die Gelbe Tonne zum Einsatz.
Das Konzept der Wertstofftonne ist, auch jene Wertstoffe aufzunehmen, die keine Verpackungen sind. Diese zählen in den Gelben Tonnen und Säcken als Fehlwürfe. In jeder gesammelten Abfallkategorie treten Fehlwürfe auf. Dazu zählen fremde Stoffströme, die anderen Sammlungen zuzuführen wären, wie z. B. organische Abfälle oder auch Glas und PPK ohne Lizensierung. Als intelligente Fehlwürfe zählen diejenigen Fehlwürfe, die zwar als nicht-Verpackungen von den Dualen Systemen nicht lizensiert sind, jedoch dem gleichen Stoffstrom angehören wie die Leichtverpackungen. Das Einwerfen von Wertstoffen in Form von Elektro-Altgeräten ist auch in Wertstofftonnen nicht erlaubt (Bruckschen & Kempkes, Verpackungsabfälle, 2022). (Kuchta, 2023)Gründe für „intelligente Fehlwürfe“ in Gelben Tonnen sind die von Abfallerzeugenden empfundene Praktikabilität, aber auch Informationsmangel und Kostenersparnis. Da die Dualen Systeme die Entsorgung von stoffgleichen Nichtverpackungen (sNVP) nicht finanziert bekommen, wurden Wertstofftonnen eingeführt (Kuchta, 2023). So sollen möglichst hohe Anteile der stoffgleichen Verpackungen und Nichtverpackungen der stofflichen Verwertung zugeführt werden und möglichst wenige Kunststoffe über die Restmülltonne entsorgt werden. (Orth, 2022)
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====Vergleich von Wertstofftonne und Gelber Tonne====
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Um die gemeinsame Erfassung von LVP und sNVP in Wertstofftonnen vorzunehmen, können Duale Systeme mit öffentlich-rechtlichen Entsorgern kooperieren. Diese Zusammenarbeit ist in Form von Mitnutzungsverträgen gestattet, wenn sie Effizienzvorteile für Abfallerzeuger generiert, ohne den Wettbewerb signifikant zu beeinträchtigen (vgl. Tabelle 2). (Reffken & Rigod, 2022)
Innerhalb Deutschlands werden je nach Region die verschiedenen Systeme angewandt, da die Verantwortung für die Zuführung von Verpackungsabfällen zu einer Verwertung ursprünglich bei den Gemeinden lag. Seit 1991 entwickelten sich infolge der Produktverantwortung auf Seite der Inverkehrbringer die Dualen Systeme. Jedoch sind erst seit einer 2019 in Kraft getretenen Novellierung des Verpackungsgesetzes alle Inverkehrbringer von Verkaufsverpackungen zur Teilnahme an einem Dualen System verpflichtet. Die Ausgestaltung der Sammlung wird von den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern vorgegeben, sodass sich in Bezug auf die Art des Sammelsystems sowie die Behältergrößen und Abholungshäufigkeiten regionale Differenzen ergeben. Während Satzungen zu Abholrhythmen, Abfallgebühren und Wahl der Sammelsysteme im kommunalen Recht umgesetzt werden, wird z. B. die Zuständigkeit von Behörden im Landesrecht festgelegt. Das Landesrecht dient demnach dazu, Vorschriften aus dem Bundesrecht zu detaillieren und zu vervollständigen. Auf Bundesebene werden die Rahmenbedingungen festgehalten, wie z. B. im KrWG und im VerpackG. (Hohmann, 2022)
Tabelle 2: Vor- und Nachteile von Wertstofftonne (und Wertstoffsack) gegenüber der Gelben Tonne (und dem Gelben Sack) nach (Wagner, 2018; Reffken & Rigod, 2022; Orth, 2022; ZSVR, 2021)
Wertstofftonne Duale Systeme
Vorteile
• Gezielte Miterfassung von sNVP zur Steigerung der Recyclingquote (sNVP 10 % und meist Kunststoff), dadurch höhere Erfassungsmengen
• Recycling unabhängig vom Verwendungszweck
• Reduktion der massebezogenen Sammlungskosten gegenüber der Gelben Tonne
• Geringere Sammlungs- und Entsorgungskosten für Restabfall
• Geringere Gesamtkosten (absolut sowie einwohnerspezifisch und massenspezifisch)
• Erhöhte Rezyklatausbeute
• Entwicklung der privatrechtlichen Entsorgungssysteme infolge der Produktverantwortung
• Höhere Qualität (in Gelben Säcken) durch soziale Kontrolle und mögliches Reißen der Säcke bei Fehlwürfen
• geringere Transportkosten zur Sortieranlage
• geringere Sortierkosten


Nachteile • Ggf. Qualitätsminderung bei Großbehältern
• Kooperation zwischen öffentlich-rechtlichen Entsorgern und privatrechtlichen Entsorgern erforderlich
• Fragmentierung der Recyclingwirtschaft
• Ggf. Qualitätsminderung bei Großbehältern: Fehlwürfe und Verunreinigungen mindern die Qualität (Auslegung auf Verpackungsabfälle))
• Informationsmangel hinsichtlich der Materialzusammensetzung
• Mangelnde Kontinuität der Stoffströme und teils geringe Umfänge
• Unzureichende Technologieentwicklung
• Unterbeteiligung an Dualen Systemen


[[File:Hol-vs.Bringsystem.png|thumb|500px|Ein Vergleich zwischen dem Hol- und Bringsystem <ref>Cord-Landwehr K. Sammlung und Transport von Abfall und Wertstoffen. In: Cord-Landwehr K, editor. Einführung in die Abfallwirtschaft. Wiesbaden: Vieweg+Teubner Verlag; 2002, p. 65–96.</ref> <ref>Landkreis Landsberg am Lech. aktuell 2009(12). Available from: <https://www.abfallberatung-landsberg.de/fileadmin/upload/abfallwirtschaft/dokumente/landkreiszeitung/aktuell_12_fuer_Internet.pdf>.</ref> Bildquellen: <ref>Mannheim und die Müllabfuhr - Wenn das Müllauto ganze Tonnen schluckt. Stuttgarter Zeitung 2014, 16 January 2014. Available from: <https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.mannheim-und-die-muellabfuhr-wenn-das-muellauto-ganze-tonnen-schluckt.efe65a24-3e3b-4d0a-869d-30c350d6c6ee.html>. [July 13, 2021].</ref> <ref>Advantic Systemhaus GmbH. Wertstoffhof Leichlingen. Available from: <https://www.bavweb.de/Bergischer-Abfallwirtschaftsverband/Entsorgung/Wertstoffh%C3%B6fe/index.php?object=tx,2886.1&ModID=9&FID=2886.233.1&NavID=2886.112&La=1>.</ref>]]
=== Entsorgungsfahrzeuge ===
Es gibt verschiedene Arten von Fahrzeugen die zur Abholung des Abfalls im Holsystem verwendet werden. Das klassische Müllfahrzeug ist der Pressmüllwagen. Durch das erdichten der Abfälle sorgt er für eine hohe Kapazität <ref name="Rieger">Rieger. Passendes Müllfahrzeug für jeden Abfall - das ist der Fuhrpark von Rieger. Available from: <https://www.rieger-entsorgung.at/leistungen-entsorgungsfirma/fuhrpark-muellfahrzeug/>.</ref> Unter dem Link [https://www.youtube.com/watch?v=UGYsEi4D5Dg Funktionsweise Pressmüllwagen] wird die Funktionsweise eines Pressmüllwagens mit Hecklader mithilfe eines Videos verdeutlicht.
Ein weiteres Müllfahrzeug ist das Walking-Floor-Fahrzeug oder auch Schubbodenfahrzeug. Diese können seitlich Beladen werden und haben ein großes Fassungsvermögen. Dadurch eignet sich zum Beispiel der Transport von Papier. <ref name="Rieger" /> Die Funktionsweise eines Walking-Floor-Fahrzeuges ist in folgendem Video dargestellt: [https://www.youtube.com/watch?v=zDABb5Nqfic Funktionsweise Walking-Floor-Fahrzeug] .
   
   
Seltener kommen Absetzkipper zum Einsatz, bevorzugt in der Baubranche. Durch Hubarme können die geladenen Container gekippt oder gewechselt werden. <ref name="Stummer">Stummer Kommunalfahrzeuge Ges.m.b.H. Produkte – Stummer Kommunalfahrzeuge. Available from: <https://stummer.net/produkte/>.</ref>
Abbildung 3: Einwohnerspezifische Erfassungsmengen von Verpackungsabfällen nach Sammelsystem (Wagner, 2018)
Abbildung 4: Anteile von nicht erfassten Wertstoffen und Anteile von Fehlwürfen bei der Erfassung von Leichtverpackungen nach Sammelsystem bezogen auf das Sammelsystem mit den wenigsten nicht erfassten Wertstoffen (Gelbe Tonne ländlich) (Wagner, 2018)
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<!--• Unterscheidung wer ist für was zuständig etwas klarer, vlt ein Schaubild? (kommunal/privat) -->


<gallery mode="packed">
Image:Pressmüllwagen.jpg|Pressmüllwagen <ref name="Stummer"/>
Image:Walking Foor.jpg|Walking-Floor-Fahrzeug <ref>Spedition Michels. Walking-Floor. Available from: <https://www.spedition-michels.de/leistungen/transport/walking-floor>.</ref>
Image:Absetzkipper.jpg|Absetzkipper <ref name="Stummer"/>
</gallery>


== Entsorgungsstrukturen in Deutschland ==
== Literaturverzeichnis ==
[[File:KonzeptzurErfassungvonWertstoffen.png|thumb|500px|Konzept zur Erfassung von Wertstoffen <ref name="Blum" />]]
<references>
In Abbildung 1 sind die Erfassungsstrukturen von Wertstoffen in Deutschland dargestellt. Die grau gekennzeichnete Abfallfraktion Restmüll wird in Deutschland ausnahmslos in der sogenannten „Grauen Tonne“ oder „Restmülltonne“ erfasst. In dieser Tonne sollen alle Stoffe und Materialien erfasst werden, die nicht einer getrennten Verwertung zugeführt werden können oder aufgrund von Verunreinigungen den folgenden Erfassungssystem nicht zugeordnet werden sollen, wie z. B. Kehricht oder Hygieneartikel. In der „Blauen Tonne“ wird die hier blau markierte Abfallfraktion Papier/Pappe/Kartonagen erfasst. Die in Abb.1 gelb gekennzeichnete Abfallfraktion der Verpackungsabfälle wird in Deutschland über die Dualen Systeme erfasst. Die Dualen System sind seit der Einführung der Verpackungsverordnung 1991 eines der wichtigsten Erfassungssysteme. Sie sind für die Entsorgung von Leichtverpackungen im Erfassungssystem der Gelben Tonne bzw. des Gelben Sacks verantwortlich. Altglas wird im Bereich der Siedlungsabfälle ausnahmslos über Bringsysteme in Altglascontainer entsorgt. Hierbei wird zwischen Weiß-, Grün-, und Braunglas unterschieden. Die grün gekennzeichnete Fraktion der Bioabfälle kann, sofern verfügbar in einer Biotonne entsorgt werden. In einer Biotonne können alle organischen Abfälle aus Küche und Garten entsorgt werden.  
<ref name = " ">
 
</ref>
Alle anderen verwertbaren Materialien wie z. B. Holz oder Elektroschrott können in Deutschland entweder zu Wertstoffhöfen gebracht oder über den Sperrmüll entsorgt werden. In vielen Fällen stehen auf Wertstoffhöfen aber auch Erfassungssysteme für viele weitere Fraktionen wie z. B. PPK, Glas, Kunststoffe, Metalle u.s.w. zur Verfügung. <ref name="Blum">Blum Y. Systeme zur Erfassung von Wertstoffen aus Siedlungsabfällen in Deutschland – Vergleich ausgewählter Systeme mit dem Dualen System und Betrachtung der Kompatibilität hinsichtlich der Einführung der Wertstofftonne im Jahr 2015. Bachelorarbeit. Aachen; 2014.</ref>
Becker, T., & Mellen, D. (2022). Kunststoffe. In P. Kurth, A. Oexle, & M. Faulstich, Praxishandbuch der Kreislauf- und Rohstoffwirtschaft (2 Ausg., S. 429-448). Wiesbaden: Springer Fachmedien. doi:10.1007/978-3-658-36262-1_22
(1:1 aus Blum, 2014)
Bruckschen, A., & Bildstein, C. (2022). Glasrecycling. In P. Kurth, A. Oexle, & M. Faulstich, Praxishandbuch der Kreislauf- und Rohstoffwirtschaft (2 Ausg., Bd. 20, S. 401-414). Wiesbaden: Springer Fachmedien. doi:10.1007/978-3-658-36262-1_20
 
Bruckschen, A., & Kempkes, J. H. (2022). Verpackungsabfälle. In P. Kurth, A. Oexle, M. Faulstich, P. Kurth, A. Oexle, & M. Faulstich (Hrsg.), Praxishandbuch der Kreislauf- und Rohstoffwirtschaft (2 Ausg., S. 449-470). Wiesbaden: Springer Fachmedien. doi:10.1007/978-3-658-36262-1_23
 
Bundesregierung Deutschland. (12.. Juni 1991). Verordnung über die Vermeidung von Verpackungsabfällen. Bundesregierung Deutschland. Bonn: Bundesanzeiger. Abgerufen am 26. 04 2024 von https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl191s1234.pdf%27%5D__1714158886519
=== [[Duale Systeme]] ===
Gemeinsame Stelle dualer Systeme Deutschlands GmbH. (2021). Über die dualen Systeme. (G. S. GmbH, Herausgeber) Abgerufen am 09. 05 2024 von https://www.muelltrennung-wirkt.de/de/ueber-uns/ueber-die-dualen-systeme/
Die Entstehung der Dualen Systeme in Deutschland basiert auf der 1991 eingeführten Verpackungsverordnung. Ziel war es, dem stetigen Anstieg der Verpackungsabfallmengen entgegenzuwirken und damit die natürlichen Rohstoffquellen zu schonen. Dahingehend verpflichtete die Bundesregierung die Hersteller und Vertreiber von Verpackungen dazu, auch für die fachgerechte Entsorgung Verantwortung zu tragen. Mit der Festlegung von Rücknahme- und  
Hohmann, S. (2022). Logistikmanagement: Entsorgungslogistik. In S. Hohmann, Logistik- und Supply Chain Management (S. 179-193). Wiesbaden: Springer Gabler. doi:10.1007/978-3-658-13631-4_6
Verwertungsauflagen gründeten die Hersteller und Vertreiber Unternehmen, die die Rücknahme der Verpackungen organisierten. Für die Wirtschaft wäre die zentrale Sammlung der Verpackungsabfälle in den Geschäften aufwändig und kostenintensiv gewesen. [11]
Kirchhoff, J. F. (2022). Intelligente Konzepte für Sammelfahrzeuge. In P. Kurth, A. Oexle, M. Faulstich, P. Kurth, A. Oexle, & M. Faulstich (Hrsg.), Praxishandbuch der Kreislauf- und Rohstoffwirtschaft (2 Ausg., S. 717-). Wiesbaden: Springer Fachmedien . doi:10.1007/978-3-658-36262-1_37
 
Kuchta, K. (2023). Kunststoffabfälle aus privaten Haushalten erfassen, sortieren und verwerten. In M. S. Porth, Wasser, Energie und Umwelt (S. 287–296). Wiesbaden: Springer Vieweg. doi:10.1007/978-3-658-42657-6
Bis heute haben sich 9 Duale Systeme in Deutschland gebildet. [12] Das erste Rücknahmesystem war der ‚‘‘grüne Punkt‘‘ oder auch Duales System Deutschland genannt. Die Marktanteile Stand September 2020 an der Erfassung von Verpackungsabfällen aus Leichtverpackungen, Glas und PPK sind in Abb. 2 dargestellt. Bei der Betrachtung der Marktanteile wird deutlich, dass das Duale System Deutschland – DSD –, welches in Deutschland überwiegend durch den „grünen Punkt“ bekannt ist, mit 18,33% den höchsten Marktanteil der Unternehmen besitzt. Das liegt daran, dass das DSD viele Jahre eine Monopolstellung in Deutschland hatte. Erst im Jahre 2001 sorgte eine Kommission die Europäischen Union dafür, dass dieses Monopol aufgehoben wurde und sich weitere Duale Systeme bilden konnten. [13]
Orth, P. B. (2022). Verwertung von Kunststoffabfällen. In P. B. Orth, Kunststoffe im Kreislauf (S. 103-122). Wiesbaden: Springer Vieweg. doi:https://doi.org/10.1007/978-3-658-37814-1_9
 
Pfaff-Simoneit, W. (2022). Anforderungen an den Aufbau von Abfallwirtschaftssystemen. In P. Kurth, A. Oexle, & M. Faulstich, Praxishandbuch der Kreislauf- und Rohstoffwirtschaft (S. 629-659). Wiesbaden; Heidelberg: Springer Vieweg. doi:10.1007/978-3-658-36262-1_33
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Pfohl, H.-C. (2018). Entsorgungslogistik. In H.-C. Pfohl, Logistiksysteme (S. 247-257). Berlin: Springer Vieweg. doi:10.1007/978-3-662-56228-4_13
 
Reffken, H., & Rigod, B. (2022). Kartellrecht. In P. Kurth, A. Oexle, M. Faulstich, P. Kurth, A. Oexle, & M. Faulstich (Hrsg.), Praxishandbuch der Kreislauf- und Rohstoffwirtschaft (2 Ausg., S. 285-307). Wiesbaden: Springer Fachmedien. doi:10.1007/978-3-658-36262-1_15
Da die Dualen Systeme verpflichtet sind, alle Verpackungen in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen, beteiligen sie sich an den Erfassungssystemen für PPK und Glas der öffentlich rechtlichen Entsorgungsträger. Im Folgenden wird deswegen nur detailliert auf die Erfassung von Verpackungsabfällen aus Kunststoff und Metall sowie deren Verbundstoffe im gelben Sack bzw. in der gelben Tonne eingegangen. [15] (1:1 aus Blum, 2014)
Wagner, J. e. (2018). Analyse der Effizienz und Vorschläge zur Optimierung von Sammelsystemen (Hol- und Bringsysteme) der haushaltsnahen Erfassung von Leichtverpackungen und stoffgleichen Nichtverpackungen auf der Grundlage vorhandener Daten. INTECUS GmbH Abfallwirtschaft und umweltintegratives Management. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt. Abgerufen am 21. 05 2024 von https://www.umweltkanzlei.de/daten/module/media/9/20180522UBA-26.pdf
 
ZSVR. (2021). PRESSEMITTEILUNG Von der Einweg-Verpackung zum Kreislauf. Verpackungen sind Ressourcen. Verpackungsregister LUCID – Status quo und Perspektiven (S. 35). Osnabrück / Berlin: UBA. Abgerufen am 22. 05 2024 von https://www.verpackungsregister.org/fileadmin/Auswertungen/Unterlagen_Pressekonferenz_ZSVR_18.11.2021.pdf
=== Wertstofftonne ===
ZSVR. (2024). Vorläufig zuzuordnende Marktanteile der Systeme für das zweite Quartal 2024. Osnabrück: Zentrale Stelle Verpackungsregister. Abgerufen am 23. 05 2024 von https://www.verpackungsregister.org/fileadmin/files/Marktanteile/Vorlaeufig_zuzuordnende_Marktanteile_der_Systeme_fuer_das_zweite_Quartal_2024.pdf
Das System der Wertstofftonne ist in Deutschland schon über viele Jahre bekannt. Beispielsweise wurde ein System „Wertstofftonne“ in Karlsruhe bereits vor 1992 eingeführt. Seit der Novellierung des KrWG im Jahre 2012 und der damit verbundenen Verpflichtung, Papier-, Metall-, Kunststoff- und Glasabfälle getrennt zu erfassen, ist die bundesweite Einführung einer Wertstofftonne geplant. Aktuell lässt sich aber noch keine einheitliche Definition für ein Erfassungssystem Wertstofftonne aufstellen. Lediglich über das Ziel ist sich die Politik einig: ein Erfassungssystem zu entwickeln, welches vor allem die verwertbaren stoffgleiche Verpackungen und stoffgleiche Nicht-Verpackungen getrennt vom Restmüll erfasst und der Kreislaufwirtschaft zuführt. Außerdem soll das System für den Benutzer leicht verständlich sein, hohe Fehlwurfraten verringern und ein hochwertiges Recycling gewährleisten. [11] (1:1 aus Blum, 2014)
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Quellenangaben
 
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Version vom 29. Mai 2024, 13:37 Uhr

Rohstoffe / WerkstoffeProduktionNutzungRohstoff


Entsorgungsstrukturen

Das Gebiet der Abfallwirtschaft umfasst Sammel- und Logistiksysteme, die Planung und Organisation der Abfallbewirtschaftung, rechtliche und finanzielle Regelung sowie die Forschung und Entwicklung. Im Folgenden wird der Fokus auf die logistischen Strukturen der Abfallwirtschaft gelegt. [1]

Entsorgungslogistik

Die Entsorgungslogistik umfasst die Sammlung und den Transport von Abfällen zu deren Behandlungsanlagen (inklusive Umschlag und Lagerung) und bildet so die Schnittstelle zwischen den Abfallerzeugern und den Einrichtungen der Verwertung, Aufbereitung und Beseitigung. Mit dem übergeordneten Ziel Materialien dem Wiedereinsatz zuzuführen, ist die Entsorgungslogistik für die Kreislaufwirtschaft essenziell. (Hohmann, 2022) Für effektives Wertstoffmanagement werden Abfälle kategorisiert. Für einen angemessenen Transport sind Aggregatzustand Recyclingfähigkeit wichtige Kriterien. Für spätere Recyclingrohstoffe ist eine zeitoptimierte Logistik von größerer Bedeutung, während für nicht verwertbare Abfälle Ökonomie und Ökologie den Transport definieren. Ein weiterer Aspekt ist die Gefährlichkeit von Abfällen. (Hohmann, 2022)

Sammlung und Trennung (Vergleich von Holsystem und Bringsystem)

Die Trennung von Abfällen kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen. Die getrennte Sammlung von Abfällen an ihrem Entstehungsort bietet den Vorteil einer hohen Sortenreinheit. Die gemischte Sammlung bietet einen geringeren Bedarf an Sammelbehältern während des Transports, jedoch komplexere Anforderungen an Umschlag und Lagerung sowie an die nachträgliche Sortierung und Aufbereitung. Die Sammlung kann in Form eines Holsystems oder eines Bringsystems sowie einer Kombination aus beiden erfolgen. (Pfohl, 2018; Hohmann, 2022)

Holsystem

Beim Holsystem stellen Abfallerzeuger diese in Sammelbehältern zur Abholung zur Verfügung (Pfohl, 2018). Entsorgungsunternehmen oder Kommunen organisieren deren Abholung vom Abfallentstehungsort (Hohmann, 2022). Der geringe Aufwand auf Erzeugerseite bewirkt eine hohe Erfassungsrate (vgl. Tabelle 1) (Hohmann, 2022). Behälter für die lokale Sammlung sind Abfalleimer mit einem Volumen von mindestens 35 L, Abfalltonnen sowie Abfallgroßbehälter, welche bis zu 360 L fassen, und an die Hebesysteme der Fahrzeuge angepasst sind. Diese Tonnen müssen sowohl von Privatpersonen manövrierbar als auch auf die Ausrüstung der Sammelfahrzeuge angepasst sein. Auf den Fahrzeugen befinden sich Wechsel- und Multifunktionsbehälter. Je nachdem, ob es sich um eine getrennte oder gemischte Sammlung handelt, können auf den Fahrzeugen Mehrkammersysteme eingesetzt werden. (Pfohl, 2018) Die Arten der Behälter werden unterschieden in Umleerbehälter sowie Wechselbehälter. Umleerbehälter werden in das Transportfahrzeug entleert und wieder abgestellt werden, während bei Wechselbehältern die vollen Behältnisse jeweils durch leere ersetzt. Eine weitere Möglichkeit sind Einwegbehältnisse wie z. B. Gelbe Säcke. (Pfohl, 2018) Im Jahr 2023 wurden Verpackungsabfälle aus ca. einem Drittel (34,4 %) der deutschen Haushalte über das Holsystem Wertstofftonne gesammelt. In allen anderen Gebieten (65,6%) kommen die Gelbe Tonne oder der Gelbe Sack für die Abholung von Verpackungsabfällen zum Einsatz. In ländlichen Gebieten werden die meisten Verpackungsabfälle erfasst, während in Großstädten die geringsten LVP-Mengen erfasst werden. Dabei weisen die in Gelben Säcken gesammelten Abfälle eine höhere Qualität auf als die in Gelben Tonnen erfassten, da hier aufgrund der Stabilität, Größe und Blickdichte vermehrt Fehlwürfe erfolgen. (Kuchta, 2023)

Bringsystem

Das Bringsystem erfordert das Engagement der Abfallerzeuger, da die Abfälle zum Entsorgungsort gebracht werden müssen. Um deren Beteiligung zu erhöhen und den Transport zu den Sammelstellen zu vereinfachen, können Behälter in umgänglichen Größen bereitgestellt werden. Die Erzeuger transportieren die Abfälle eigenständig zu Recyclinghöfen oder zu größeren haushaltsnahen Sammelbehältnissen. (Pfohl, 2018)Recycling- respektive Wertstoffhöfe nehmen auf ihren Grundstücken diverse Abfallarten an und sind innerhalb ihrer Öffnungszeiten für (private) Anlieferungen zugänglich (Kuchta, 2023). Insbesondere für LVP werden sie in ländlicher Umgebung als Hauptsammelsystem angeboten, in denen kein Holsystem eingerichtet ist. Auf Wertstoffhöfen werden infolge des Aufwands für Privatpersonen die geringsten Sammelmengen erfasst (vgl. Tabelle 1). Aus den geringen Sammelmengen resultieren bis zu vierfach höheren Kosten für Sammlung und Verwertung pro Kilogramm Verpackungsabfall gegenüber dem Holsystem mit Gelben Säcken. (Wagner, 2018) Eine Variante des Bringsystems stellt die Sammlung von Altglas dar. Die Sammelbehälter für Altglas befinden sich außerhalb der Privatgrundstücke, sind jedoch innerhalb von Stadtvierteln grundstücksnah aufgestellt. Die für diesen Bereich verwendeten Depotcontainer sind meist Umleerbehälter und können als Mehrkammersystem mit bis zu drei Kammern ausgebaut sein. Wenn die Abholung als integriertes System vorgesehen ist, wird das Altglas auf einem Fahrzeug reinfarbig transportiert. Auf den Fahrzeugen sind die Kammern durch Klappwände getrennt. Um eine Verunreinigung durch Überfüllung zu vermeiden, sind die Abholrhythmen sowie die bereitgestellte Behälteranzahl entsprechend festzulegen. (Bruckschen & Bildstein, Glasrecycling, 2022)


Tabelle 1: Vor- und Nachteile von Holsystemen gegenüber Bringsystemen nach (Pfohl, 2018; Wagner, 2018) Holsystem Bringsystem Vorteile • höhere Wertstoff-Erfassungsmengen • Komfort auf Seite der Bürgerinnen und Bürger • höhere Wertstoff-Qualität • Bereitstellen der Sammelbehälter erfordert weniger Raum: zunächst private, handliche Behälter • Preiswerter für die Kommunen Nachteile • Abfälle werden vor Abgabe länger gelagert • Behälter benötigen ausreichendes Volumen und Kompatibilität mit Umladesystemen sowie ausreichende Handlichkeit • hohe logistische und Personal-Kosten für die Kommune • Platzbedarf auf Grundstücken • hohe logistische Kosten für Bürgerinnen und Bürger • hoher Zeitaufwand für Bürgerinnen und Bürger • folglich geringe Beteiligung und geringere erfasste Mengen • begrenzte Anzahl an Sammelstellen


Abbildung 1: Zuordnung von Abfallbehältern zu privat anfallenden Abfallströmen (eigene Darstellung)

Entsorgungsfahrzeuge

Fahrzeuge zur Sammlung von Abfällen im Holsystem sind LKW mit den Komponenten Fahrgestell, Fest- oder Wechselaufbau und Aufnahmesystem. Die gängigen Systeme zur Beladung sind Frontlader, Seitenlader und Hecklader sowie Front-Seitenlader. (Kirchhoff, 2022) Frontlader eignen sich zur Entleerung von Müllgroßbehältern im Ein-Personen-Betrieb und sind üblich bei der Sammlung von Industrie- und Gewerbeabfall. Front-Seitenlader werden aufgrund eines Beladearms für die Erfassung von Gewerbeabfällen und Haushaltsabfällen eingesetzt. Auch Seitenlader funktionieren im Ein-Personen-Betrieb und besitzen Kapazitäten für Müllgroßbehälter sowie für Großcontainer. Zudem ermöglichen sie je nach Art eine unterirdische Abfuhr. Hecklader sind vielseitig und werden daher häufig für die Sammlung von Haushalts- und Bioabfällen verwendet. Im Gegensatz zu Seiten- und Frontladern besteht die Notwendigkeit, mindestens zwei Personen zu stellen (einen Fahrer und einen Lader). Für die am Fahrzeugheck sitzenden Beladeöffnungen und Aufnahmesysteme gibt es je nach Anforderungen passende Kransysteme und passende Müllbehälter. Möglich sind geschlossene und offene Abfuhrsysteme sowie verschiedene Automatisierungsgrade. (Kirchhoff, 2022) Entsorgungsfahrzeuge sind häufig mit Technik zur Abfallverdichtung ausgestattet. Das kompaktierte Transportgut muss dabei die Recyclingfähigkeit und ggf. vorhandene Trennung der Stoffströme beibehalten (Pfohl, 2018). Die Verdichtungstechnik wird je nach gesammeltem Stoffstrom gewählt. So wird auf Heckladern meist mit Pressplatten oder einer Drehtrommel verdichtet, während bei Front- und Seitenladern Schneckenverdichter oder Pendelpressenverdichter genutzt werden. (Kirchhoff, 2022) Das hydraulische Pressplattenwerk drückt Abfälle gegen ein Ausstoßschild im Sammelkasten des Heckladers. Anhand von Steuerungssystemen können die aufgegebenen Drücke in Abhängigkeit der Abfallzusammensetzung eingestellt werden (fraktionsoptimierte Verdichtung). (Kirchhoff, 2022) Schneckenverdichter kombinieren die Umwälzung und Zerkleinerung von Abfällen mit der Verdichtung, indem die Abfälle durch sich verjüngende Pressschneckengänge befördert werden. Vorteile gegenüber der Pressplattenverdichtung sind eine ausgeglichene Verteilung von Flüssigkeiten und die Belüftung der Abfälle. Bei Einsatz einer Drehtrommel wird die Sammeltrommel bei umgekehrter Drehrichtung geleert, wobei gleichzeitig eine Selbstreinigung stattfindet. (Kirchhoff, 2022)

Entsorgungsstrukturen in Deutschland

In Deutschland fällt der Transport von Abfällen unter das Kreislaufwirtschaftsgesetz, welches auf europäischen Richtlinien basiert und um Rechtsverordnungen erweitert ist. Die europäische Verpackungsrichtlinie wird in Deutschland über das Verpackungsgesetz realisiert. (Hohmann, 2022) Die Verpackungsverordnung von 1991 inkludierte eine Rücknahmepflicht für Transportverpackungen, Umverpackungen und Verkaufsverpackungen sowie die Pflicht, dass Inverkehrbringer ihre Verpackungen einer Verwertungsstelle zuführen müssen. Dabei ermöglichte die erweiterte Produktverantwortung, dass Hersteller und Vertreiber die Verpackungen nicht zurücknehmen müssen, sofern sie sich an einer rechtlich zugelassenen, lokal organisierten Sammlung beteiligen. Daher kooperieren die Inverkehrbringer von Abfällen mit öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Entsorgungsträgern. Die Bundesländer veröffentlichen jedes Jahr Informationen zu Art, Herkunft und Menge der von öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern gesammelten Abfälle (Kuchta, 2023). (Bundesregierung Deutschland, 1991; Hohmann, 2022) Duale Systeme In Deutschland wird diese Form der lokalen Sammlung von Verpackungen durch zehn duale Systeme vorgenommen. Das Duale System Deutschland (DSD) wurde 1990 als erstes privatwirtschaftliches Entsorgungssystem eingeführt. Dieses ist unter der Bezeichnung „Der Grüne Punkt“ bekannt, da lizensierte Verkaufsverpackungen damit gekennzeichnet wurden. Erst seit 2003 entwickelte sich ein freier Markt mit den weiteren Dualen Systemen. (Kuchta, 2023; Hohmann, 2022; Becker & Mellen, 2022)

Abbildung 2: Vorläufig zugeordnete Marktanteile der Dualen Systeme für das zweite Quartal 2024 nach Stoffstrom (ZSVR, 2024) Die Dualen Systeme sind ein effizientes Sammelsystem für Leichtverpackungen (LVP), sodass die LVP-Erfassungsrate mit circa 75 % mit denen von Altglas und Altpapier vergleichbar ist. Duale Systeme lizensieren neben Kunststoffverpackungen auch solche aus Glas oder PPK. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 5,8 Mio. t Verpackungsabfälle (Glas, PPK und LVP) getrennt gesammelt (vgl. Abbildung 3 und 4). Inklusive der stoffgleichen Nichtverpackungen (sNVP) betrug die Gesamtrecyclingquote der mit Dualen Systemen gesammelten Abfälle 50,5%. Die werkstoffliche Verwertungsquote für Kunststoffe betrug 60,6%, während die Gesamt-Verwertungsquote der Kunststoffe bei 104% lag. Dass diese Quote oberhalb der 100% lag, zeigt auf, dass die Dualen Systeme mehr Kunststoffabfälle gesammelt haben, als Kunststoffverpackungen lizensiert wurden. Auch bei Aluminium trat eine Verwertungsquote von über 100% auf, was auf eine unterschiedliche Definition von Verbundmaterialien bei Verpackungen und Abfällen zurückzuführen ist. (ZSVR, 2021)

Wertstofftonne

In Deutschland kommt je nach Region die Wertstofftonne oder die Gelbe Tonne zum Einsatz. Das Konzept der Wertstofftonne ist, auch jene Wertstoffe aufzunehmen, die keine Verpackungen sind. Diese zählen in den Gelben Tonnen und Säcken als Fehlwürfe. In jeder gesammelten Abfallkategorie treten Fehlwürfe auf. Dazu zählen fremde Stoffströme, die anderen Sammlungen zuzuführen wären, wie z. B. organische Abfälle oder auch Glas und PPK ohne Lizensierung. Als intelligente Fehlwürfe zählen diejenigen Fehlwürfe, die zwar als nicht-Verpackungen von den Dualen Systemen nicht lizensiert sind, jedoch dem gleichen Stoffstrom angehören wie die Leichtverpackungen. Das Einwerfen von Wertstoffen in Form von Elektro-Altgeräten ist auch in Wertstofftonnen nicht erlaubt (Bruckschen & Kempkes, Verpackungsabfälle, 2022). (Kuchta, 2023)Gründe für „intelligente Fehlwürfe“ in Gelben Tonnen sind die von Abfallerzeugenden empfundene Praktikabilität, aber auch Informationsmangel und Kostenersparnis. Da die Dualen Systeme die Entsorgung von stoffgleichen Nichtverpackungen (sNVP) nicht finanziert bekommen, wurden Wertstofftonnen eingeführt (Kuchta, 2023). So sollen möglichst hohe Anteile der stoffgleichen Verpackungen und Nichtverpackungen der stofflichen Verwertung zugeführt werden und möglichst wenige Kunststoffe über die Restmülltonne entsorgt werden. (Orth, 2022)

Vergleich von Wertstofftonne und Gelber Tonne

Um die gemeinsame Erfassung von LVP und sNVP in Wertstofftonnen vorzunehmen, können Duale Systeme mit öffentlich-rechtlichen Entsorgern kooperieren. Diese Zusammenarbeit ist in Form von Mitnutzungsverträgen gestattet, wenn sie Effizienzvorteile für Abfallerzeuger generiert, ohne den Wettbewerb signifikant zu beeinträchtigen (vgl. Tabelle 2). (Reffken & Rigod, 2022) Innerhalb Deutschlands werden je nach Region die verschiedenen Systeme angewandt, da die Verantwortung für die Zuführung von Verpackungsabfällen zu einer Verwertung ursprünglich bei den Gemeinden lag. Seit 1991 entwickelten sich infolge der Produktverantwortung auf Seite der Inverkehrbringer die Dualen Systeme. Jedoch sind erst seit einer 2019 in Kraft getretenen Novellierung des Verpackungsgesetzes alle Inverkehrbringer von Verkaufsverpackungen zur Teilnahme an einem Dualen System verpflichtet. Die Ausgestaltung der Sammlung wird von den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern vorgegeben, sodass sich in Bezug auf die Art des Sammelsystems sowie die Behältergrößen und Abholungshäufigkeiten regionale Differenzen ergeben. Während Satzungen zu Abholrhythmen, Abfallgebühren und Wahl der Sammelsysteme im kommunalen Recht umgesetzt werden, wird z. B. die Zuständigkeit von Behörden im Landesrecht festgelegt. Das Landesrecht dient demnach dazu, Vorschriften aus dem Bundesrecht zu detaillieren und zu vervollständigen. Auf Bundesebene werden die Rahmenbedingungen festgehalten, wie z. B. im KrWG und im VerpackG. (Hohmann, 2022) Tabelle 2: Vor- und Nachteile von Wertstofftonne (und Wertstoffsack) gegenüber der Gelben Tonne (und dem Gelben Sack) nach (Wagner, 2018; Reffken & Rigod, 2022; Orth, 2022; ZSVR, 2021) Wertstofftonne Duale Systeme Vorteile • Gezielte Miterfassung von sNVP zur Steigerung der Recyclingquote (sNVP 10 % und meist Kunststoff), dadurch höhere Erfassungsmengen • Recycling unabhängig vom Verwendungszweck • Reduktion der massebezogenen Sammlungskosten gegenüber der Gelben Tonne • Geringere Sammlungs- und Entsorgungskosten für Restabfall • Geringere Gesamtkosten (absolut sowie einwohnerspezifisch und massenspezifisch) • Erhöhte Rezyklatausbeute • Entwicklung der privatrechtlichen Entsorgungssysteme infolge der Produktverantwortung • Höhere Qualität (in Gelben Säcken) durch soziale Kontrolle und mögliches Reißen der Säcke bei Fehlwürfen • geringere Transportkosten zur Sortieranlage • geringere Sortierkosten

Nachteile • Ggf. Qualitätsminderung bei Großbehältern • Kooperation zwischen öffentlich-rechtlichen Entsorgern und privatrechtlichen Entsorgern erforderlich • Fragmentierung der Recyclingwirtschaft • Ggf. Qualitätsminderung bei Großbehältern: Fehlwürfe und Verunreinigungen mindern die Qualität (Auslegung auf Verpackungsabfälle)) • Informationsmangel hinsichtlich der Materialzusammensetzung • Mangelnde Kontinuität der Stoffströme und teils geringe Umfänge • Unzureichende Technologieentwicklung • Unterbeteiligung an Dualen Systemen


Abbildung 3: Einwohnerspezifische Erfassungsmengen von Verpackungsabfällen nach Sammelsystem (Wagner, 2018)

Abbildung 4: Anteile von nicht erfassten Wertstoffen und Anteile von Fehlwürfen bei der Erfassung von Leichtverpackungen nach Sammelsystem bezogen auf das Sammelsystem mit den wenigsten nicht erfassten Wertstoffen (Gelbe Tonne ländlich) (Wagner, 2018)


Literaturverzeichnis

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