Entsorgungsstrukturen: Unterschied zwischen den Versionen
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In Deutschland wird diese Form der lokalen Sammlung von Verpackungen durch zehn duale Systeme vorgenommen. Das Duale System Deutschland (DSD) wurde 1990 als erstes privatwirtschaftliches Entsorgungssystem eingeführt. Dieses ist unter der Bezeichnung „Der Grüne Punkt“ bekannt, da lizensierte Verkaufsverpackungen nach der Einführung der Verpackungsverordnung damit gekennzeichnet wurden. Erst mit einer Entscheidung des Bundeskartellamts im Jahr 2003 entwickelte sich ein freier Markt mit den weiteren Dualen Systemen. (Kuchta, 2023; Hohmann, 2022; Becker & Mellen, 2022) | In Deutschland wird diese Form der lokalen Sammlung von Verpackungen durch zehn duale Systeme vorgenommen. Das Duale System Deutschland (DSD) wurde 1990 als erstes privatwirtschaftliches Entsorgungssystem eingeführt. Dieses ist unter der Bezeichnung „Der Grüne Punkt“ bekannt, da lizensierte Verkaufsverpackungen nach der Einführung der Verpackungsverordnung damit gekennzeichnet wurden. Erst mit einer Entscheidung des Bundeskartellamts im Jahr 2003 entwickelte sich ein freier Markt mit den weiteren Dualen Systemen. (Kuchta, 2023; Hohmann, 2022; Becker & Mellen, 2022) | ||
[[Datei:EntLog MarktanteileDS.PNG |thumb|600px|Abbildung 2: Vorläufig zugeordnete Marktanteile der Dualen Systeme für das zweite Quartal 2024 nach Stoffstrom (ZSVR, 2024) | [[Datei:EntLog MarktanteileDS.PNG |thumb|600px|Abbildung 2: Vorläufig zugeordnete Marktanteile der Dualen Systeme für das zweite Quartal 2024 nach Stoffstrom (ZSVR, 2024)]] | ||
Die Dualen Systeme organisieren die Sammlung und Sortierung von Leichtverpackungen (LVP). Die LVP-Erfassungsrate ist mit circa 75% mit denen von Altglas und Altpapier vergleichbar. Duale Systeme lizensieren neben Kunststoffverpackungen auch solche aus Glas oder PPK. | Die Dualen Systeme organisieren die Sammlung und Sortierung von Leichtverpackungen (LVP). Die LVP-Erfassungsrate ist mit circa 75% mit denen von Altglas und Altpapier vergleichbar. Duale Systeme lizensieren neben Kunststoffverpackungen auch solche aus Glas oder PPK. | ||
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• Unterbeteiligung an Dualen Systemen | • Unterbeteiligung an Dualen Systemen | ||
[[Datei:EntLog VergleichLVPSammlung-ErfassteMengenLVP.PNG |thumb|600px|Abbildung 3: Einwohnerspezifische Erfassungsmengen von Verpackungsabfällen nach Sammelsystem (Wagner, 2018) | [[Datei:EntLog VergleichLVPSammlung-ErfassteMengenLVP.PNG |thumb|600px|Abbildung 3: Einwohnerspezifische Erfassungsmengen von Verpackungsabfällen nach Sammelsystem (Wagner, 2018)]] | ||
[[Datei:EntLog VergleichLVPSammlung-Qualität.PNG |thumb|600px|Abbildung 4: Anteile von nicht erfassten Wertstoffen und Anteile von Fehlwürfen bei der Erfassung von Leichtverpackungen nach Sammelsystem bezogen auf das Sammelsystem mit den wenigsten nicht erfassten Wertstoffen (Gelbe Tonne ländlich) (Wagner, 2018) | [[Datei:EntLog VergleichLVPSammlung-Qualität.PNG |thumb|600px|Abbildung 4: Anteile von nicht erfassten Wertstoffen und Anteile von Fehlwürfen bei der Erfassung von Leichtverpackungen nach Sammelsystem bezogen auf das Sammelsystem mit den wenigsten nicht erfassten Wertstoffen (Gelbe Tonne ländlich) (Wagner, 2018)]] | ||
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<!--• Unterscheidung wer ist für was zuständig etwas klarer, vlt ein Schaubild? (kommunal/privat) --> | <!--• Unterscheidung wer ist für was zuständig etwas klarer, vlt ein Schaubild? (kommunal/privat) --> |
Version vom 29. Mai 2024, 19:05 Uhr
Entsorgungsstrukturen
Das Gebiet der Abfallwirtschaft umfasst Erfassungs-, Sammel- und Logistiksysteme, die Planung und Organisation der Abfallbewirtschaftung, rechtliche und finanzielle Regelung sowie die Forschung und Entwicklung. (Pfaff-Simoneit, 2022) Im Folgenden wird der Fokus auf die logistischen Strukturen der Abfallwirtschaft gelegt. |
Entsorgungslogistik
Die Entsorgungslogistik umfasst die Erfassung, die Sammlung und den Transport von Abfällen zu deren Behandlungsanlagen (inklusive Umschlag und Lagerung) und bildet so die Schnittstelle zwischen den Abfallerzeugern und den Einrichtungen der Verwertung, Aufbereitung und Beseitigung. Mit dem übergeordneten Ziel Materialien dem Wiedereinsatz zuzuführen, ist die Entsorgungslogistik für die Kreislaufwirtschaft essenziell. (Hohmann, 2022) Für ein effektives Wertstoffmanagement werden Abfälle nach Material- und Produkteigenschaften kategorisiert. Für einen angemessenen Transport sind Aggregatzustand und Recyclingfähigkeit des jeweiligen Abfalls wichtige Kriterien. Für spätere Recyclingrohstoffe ist eine zeitoptimierte Logistik von größerer Bedeutung, während für nicht verwertbare Abfälle Ökonomie und Ökologie den Transport definieren. Ein weiterer Aspekt ist die Gefährlichkeit von Abfällen. (Hohmann, 2022) |
Erfassung und Trennung (Vergleich von Holsystem und Bringsystem)
Die Trennung von Abfällen kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen. Die getrennte Erfassung von Abfällen an ihrem Entstehungsort bietet den Vorteil einer hohen Sortenreinheit. Die gemischte Erfassung bietet einen geringeren Bedarf an Sammelbehältern während des in der Sammlung anschließenden Transports, jedoch komplexere Anforderungen an Umschlag und Lagerung sowie an die nachträgliche Sortierung und Aufbereitung. Die Erfassung kann in Form eines Holsystems oder eines Bringsystems sowie einer Kombination aus beiden erfolgen. (Pfohl, 2018; Hohmann, 2022) |
Holsystem
Beim Holsystem stellen Abfallerzeuger die Abfälle in Sammelbehältern zur Abholung zur Verfügung (Pfohl, 2018). Entsorgungsunternehmen oder Kommunen organisieren deren Abholung vom Abfallentstehungsort (Hohmann, 2022). Der geringe Aufwand auf Erzeugerseite bewirkt eine hohe Erfassungsrate (vgl. Tabelle 1) (Hohmann, 2022). Behälter für die lokale Erfassung sind Abfalleimer mit einem Volumen von mindestens 35 L, Abfalltonnen sowie Abfallgroßbehälter, die bis zu 360 L fassen, und an die Hebesysteme der Fahrzeuge angepasst sind. Diese Tonnen müssen sowohl von Privatpersonen manövrierbar als auch auf die Ausrüstung der Sammelfahrzeuge angepasst sein. Auf den Fahrzeugen befinden sich Wechsel- und Multifunktionsbehälter. Je nachdem, ob es sich um eine getrennte oder gemischte Erfassung handelt, können auf den Fahrzeugen Mehrkammersysteme eingesetzt werden (zum Beispiel bei der Umleerung von Glascontainern). (Pfohl, 2018) Die Arten der Behälter zur Erfassung von Abfällen am Entstehungsort oder dem jeweiligen Bringsystem werden unterschieden in Umleerbehälter sowie Wechselbehälter. Umleerbehälter werden in das Transportfahrzeug entleert und wieder abgestellt werden, während bei Wechselbehältern die vollen Behältnisse jeweils durch leere ersetzt. Eine weitere Möglichkeit sind Einwegbehältnisse wie z. B. Gelbe Säcke. (Pfohl, 2018) |
Bringsystem
Beispiel: Erfassung von Verpackungsabfällen
Im Jahr 2023 wurden Verpackungsabfälle aus ca. einem Drittel (34,4 %) der deutschen Haushalte über das Holsystem Wertstofftonne erfasst. In allen anderen Gebieten (65,6%) kommen die Gelbe Tonne oder der Gelbe Sack für die Erfassung von Verpackungsabfällen im Hol- oder Bringsystem zum Einsatz. In ländlichen Gebieten werden die meisten Verpackungsabfälle erfasst, während in Großstädten die geringsten LVP-Mengen erfasst werden. Dabei weisen die in Gelben Säcken gesammelten Abfälle eine höhere Qualität auf als die in Gelben Tonnen erfassten, da hier aufgrund der Stabilität, Größe und Blickdichte vermehrt Fehlwürfe erfolgen. (Kuchta, 2023)
Entsorgungsfahrzeuge
Fahrzeuge zur Sammlung von Abfällen im Holsystem sind LKW mit den Komponenten Fahrgestell, Fest- oder Wechselaufbau und Aufnahmesystem. Die gängigen Systeme zur Beladung sind Frontlader, Seitenlader und Hecklader sowie Front-Seitenlader. (Kirchhoff, 2022) Frontlader eignen sich zur Entleerung von Müllgroßbehältern im Ein-Personen-Betrieb und sind üblich bei der Sammlung von Industrie- und Gewerbeabfall. Front-Seitenlader werden aufgrund eines Beladearms für die Erfassung von Gewerbeabfällen und Haushaltsabfällen eingesetzt. Auch Seitenlader funktionieren im Ein-Personen-Betrieb und besitzen Kapazitäten für Müllgroßbehälter sowie für Großcontainer. Zudem ermöglichen sie je nach Art eine unterirdische Abfuhr. Hecklader sind vielseitig und werden daher häufig für die Sammlung von Haushalts- und Bioabfällen verwendet. Im Gegensatz zu Seiten- und Frontladern besteht die Notwendigkeit, mindestens zwei Personen zu stellen (einen Fahrer und einen Lader). Für die am Fahrzeugheck sitzenden Beladeöffnungen und Aufnahmesysteme gibt es je nach Anforderungen passende Kransysteme und passende Müllbehälter. Möglich sind geschlossene und offene Abfuhrsysteme sowie verschiedene Automatisierungsgrade. (Kirchhoff, 2022) Entsorgungsfahrzeuge sind häufig mit Technik zur Abfallverdichtung ausgestattet. Das kompaktierte Transportgut muss dabei die Recyclingfähigkeit und ggf. vorhandene Trennung der Stoffströme beibehalten (Pfohl, 2018). Die Verdichtungstechnik wird je nach gesammeltem Stoffstrom gewählt. So wird auf Heckladern meist mit Pressplatten oder einer Drehtrommel verdichtet, während bei Front- und Seitenladern Schneckenverdichter oder Pendelpressenverdichter genutzt werden. (Kirchhoff, 2022) Das hydraulische Pressplattenwerk drückt Abfälle gegen ein Ausstoßschild im Sammelkasten des Heckladers. Anhand von Steuerungssystemen können die aufgegebenen Drücke in Abhängigkeit der Abfallzusammensetzung eingestellt werden (fraktionsoptimierte Verdichtung). (Kirchhoff, 2022) Schneckenverdichter kombinieren die Umwälzung und Zerkleinerung von Abfällen mit der Verdichtung, indem die Abfälle durch sich verjüngende Pressschneckengänge befördert werden. Vorteile gegenüber der Pressplattenverdichtung sind eine ausgeglichene Verteilung von Flüssigkeiten und die Belüftung der Abfälle. Bei Einsatz einer Drehtrommel wird die Sammeltrommel bei umgekehrter Drehrichtung geleert, wobei gleichzeitig eine Selbstreinigung stattfindet. (Kirchhoff, 2022) |
Entsorgungsstrukturen in Deutschland
Wertstofftonne
In Deutschland kommt je nach Kommune die Wertstofftonne oder die Gelbe Tonne zum Einsatz. Das Konzept der Wertstofftonne ist, auch jene Wertstoffe zu erfassen, die keine Verpackungen sind. Diese zählen in den Gelben Tonnen und Säcken als Fehlwürfe. In jeder erfassten Abfallkategorie treten Fehlwürfe auf. Dazu zählen fremde Stoffströme, die anderen Sammlungen zuzuführen wären, wie z. B. organische Abfälle oder auch Glas und PPK ohne Lizensierung. Als intelligente Fehlwürfe zählen diejenigen Fehlwürfe, die zwar als nicht-Verpackungen von den Dualen Systemen nicht lizensiert sind, jedoch dem gleichen Stoffstrom angehören wie die Leichtverpackungen (stoffgleiche Nichtverpackungen). Das Einwerfen von Wertstoffen in Form von Elektro-Altgeräten ist auch in Wertstofftonnen nicht erlaubt (Bruckschen & Kempkes, Verpackungsabfälle, 2022). (Kuchta, 2023) Gründe für „intelligente Fehlwürfe“ in Gelben Tonnen sind die von Abfallerzeugenden empfundene Praktikabilität, aber auch Informationsmangel und Kostenersparnis. Da die Dualen Systeme die Sammlung und Sortierung sowie die ggf. nötige Entsorgung von stoffgleichen Nichtverpackungen (sNVP) nicht über Lizenzentgelte finanziert bekommen, wurden Wertstofftonnen eingeführt (Kuchta, 2023). So sollen möglichst hohe Anteile der stoffgleichen Verpackungen und Nichtverpackungen der stofflichen Verwertung zugeführt werden und möglichst wenige Kunststoffe über die Restmülltonne entsorgt werden. (Orth, 2022) |
Vergleich von Wertstofftonne und Gelber Tonne
Literaturverzeichnis
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