Glas

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Rohstoffe

Glas besteht aus mehreren Rohstoffen, die verschmolzen werden und nach dem Abkühlen erstarren. In Tabelle 1 ist die typische Zusammensetzung von Flachglas ohne Zusatzstoffe, wie beispielsweise Färbemittel, dargestellt. Glas ist ein amorpher Feststoff, bildet also keine Kristallgitter. Es besitzt eine hohe Resistenz gegenüber chemischen Einflüssen und einen hohen elektrischen Widerstand. Bei 1.300°C – 1.555°C tritt Glas als dünnflüssige Schmelze auf, wobei die Verarbeitung der Schmelze zu Produkten bei 1.200°C stattfindet.[1] Es gibt verschiedene Glassorten. In Tabelle 1 sind die vier Hauptglassorten mit einigen Eigenschaften gezeigt.

Tabelle 1: Zusammensetzung von Flachglas nach [2]
Bezeichnung Chemische Formel Anteil
Siliziumdioxid SiO2 72,5%
Natriumoxid Na2O 13,4%
Kalziumoxid CaO 8,9%
Magnesiumoxid MgO 3,2%
Aluminiumoxid Al2O3 1,1%
Kaliumoxid K20 0,5%

Siliziumdioxid

Siliziumdioxid, welches dem Prozess als Quarzsand hinzugefügt wird, ist der Hauptbestandteil der Glasschmelze. Die Schmelztemperatur des Rohstoffes liegt bei 1.860°C [2]. Quarzsand entsteht durch intensive chemische Verwitterung aus Quatzgestein. Für die Herstellung von Glas müssen die Quarzsande eine Reinheit von 99-99,8% aufweisen. Der Rohstoff wird im Tagebau abgebaut. Quarzwerke GmbH ist das größte Abbauunternehmen Deutschlands mit Zugriff auf sechs Quarzsandlagerstätten. [3]

Natriumoxid

In Form von Natriumkarbonat, umgangssprachlich Soda genannt, oder Natriumsulfat, auch Glaubersalz, wird der Schmelze Natriumoxid zugeführt. Mit einer Schmelztemperatur von 850°C wird dieser Rohstoff in der Glasherstellung als Schmelzbeschleuniger eingesetzt [2] Soda kann sowohl aus natürlichen Vorkommen abgebaut, als auch synthetisch hergestellt werden. In Deutschland wird die synthetische Herstellung betrieben. Die Ausgangsstoffe für die Herstellungsverfahren, wie zum Beispiel das Solvay-Verfahren, sind Kalkstein und Natriumchlorid. [4]

Kalzium- und Magnesiumoxid

Diese Oxide dienen als Stabilisatoren und gelangen über das Kalkgestein Dolomit, welches auch einen Magnesiumgehalt aufweist, in die Herstellung. Die Schmelztemperatur liegt bei 2.500°C. [2]

Aluminiumoxid

In Form von Feldspat, zum Beispiel als Tonerde oder Bauxit, gelang Aluminiumoxid in den Prozess [2]. Das Ziel ist die Erhöhung der Festigkeit, Härte und der chemischen Beständigkeit [1].

Kaliumoxid

Für eine erhöhte Brillanz des Glases sorgt Kaliumoxid, welches der Herstellung mittels Pottasche zugeführt wird [1]. Die geringe Schmelztemperatur von 890°C bedingt außerdem eine Nutzung als Flussmittel [2].

Tabelle 2: Hauptglassorten nach [1]
Name Gehalt Quarzsand Besondere Zuschlagsstoffe Eigenschaften Verwendung
Kalknatronglas 71%-75% keine Lichtdurchlässig, Glatte Oberfläche Getränkeflaschen, Lebensmittelgläser, Flachglas
Bleiglas 54%-65% Bleioxid Hohe Lichtbrechung Schalen, Vasen, Aschenbecher
Borosilikatglas 70%-80% Bortrioxid Hohe Beständigkeit gegenüber chemischen Einwirkungen und Temperatur Laborgläser, feuerfestes Geschirr
Spezialgläser unterschiedlich unterschiedlich Besondere technische und chemische Ansprüche Brillengläser, Ferngläser, Glaskeramik



Tabelle 3: Zusammensetzung verschiedener Glassorten nach [1]
Glassorte SiO2 Al2O3 Na2O K2O MgO CaO B2O3 PbO TiO2 Flouride
Quarzglas 100% - - - - - - - - -
Behälterglas 72% 2% 14% - - 10% - - - -
Floatglas 72% 1,5% 13,5% - 3,5% 8,5% - - - -
römisches Glas 70% 5% 16,5% 1% 0,5% 7% - - - -
Laborglas 80% 3% 4% 0,5% - - 12,5% - - -
E-Glas 54% 14% - - 4,5% 17,5% 10% - - -
Emaille 40% 1,5% 9% 6% 1% - 10% 4% 15% 13%
Bleikristallglas 60% 8% 2,5% 12% - - - 17,5% - -

Herstellung

Die Rohstoffe für die Herstellung von Glas werden in Wannen miteinander verschmolzen. Dabei wird zwischen kontinuierlichen und diskontinuierlichen Wannen unterschieden. Kontinuierliche Wannen werden für die Herstellung großer Mengen verwendet und mit Gas oder Öl betrieben, während diskontinuierliche Wannen für Gläser verwendet werden, die nur in geringem Umfang produziert werden. Diese können auch nur elektrisch erhitzt werden. Je nach Glassorte werden Temperaturen von 900°C bis 1600°C benötigt. Die Glasherstellung ist ein energieaufwändiger Prozess mit hohen CO2- und NOx-Emissionen . Nach der Schmelze finden die Formgebenden Prozesse statt. Flachglas wird gewalzt, Behälterglas wir beispielsweise geblasen oder gepresst. [6] Eine spezielle Variante des Press-Blas-Verfahrens, das Enghals-Press-Blas-Verfahren, ermöglicht die Produktion von dünnwandigem Leichtglas. Dadurch können Rohstoffe, Gewicht und Transportkosten gespart werden. Außerdem kühlt das Glas nach der Fertigung schneller ab und ermöglicht so die Produktion größerer Stückzahlen. [9]

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Anwendungsgebiete

Die Umsatzstärkste Branche der Glasindustrie in Deutschland ist die Flachglasveredelung. Dazu zählt beispielsweise die thermische und chemische Veredelung von Flachgläsern. [10] Es folgt die Behälterglasherstellung mit einem Umsatzanteil von 25%. In Abbildung 5 sind die verschiedenen Branchen und die prozentuale Verteilung der Umsätze gezeigt.

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Die Bauindustrie ist mit fast 50% der größte Abnehmer der Glasindustrie. An zweiter Stelle steht die Ernährungs- und Getränkeindustrie.

Glasrecycling

Glasrecycling lässt sich sowohl als Pfandsystem, als auch durch die Zugabe von Altglas in die Schmelze durchführen. Pfandflaschen können nach einer gründlichen Reinigung wieder befüllt werden. Nach etwa 50 Spülvorgängen werden Optik und Funktion des Verschlusses beeinträchtigt. Dieses Altglas kann dem Herstellungsprozess in Form von farblich gleichen Scherben zugegeben werden. Altglas kann unendlich oft eingeschmolzen werden. [1] Klassisches Behälterglas erhält die Abfallschlüsselnummer 15 01 07. Weiterhin erhält Glas aus Bau- und Abbruchabfällen die Schlüsselnummer 17 02 02 und Abfall aus der Herstellung von Glas und Glasprodukten die Schlüsselnummer 10 11. Auch Reststoffe des Recyclingprozesses können recycelt werden. Hier bietet sich zum Beispiel der Einsatz als Reflektoren in Straßenmarkierungen, als Dämmstoff oder beim Sandstrahlverfahren an. [1]

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Sammlung

Pfandystem

Es wird zwischen Mehrwegverpackungen, die für die Mehrfachbenutzung konzipiert sind und immer mit Pfand versehen sind, und Einwegverpackungen unterschieden. Einwegverpackungen werden nicht wieder befüllt, jedoch optimaler Weise direkt einem Recycling zugeführt und zu neuen Verpackungen verarbeitet. [16] Für Einweg – Getränkeverpackungen gilt seit Januar 2003 eine Pfandpflicht. Jürgen Trittin, der zu dieser Zeit das Amt des Bundesumweltministers innehatte, begründet die Entscheidung mit der rasanten Verdrängung von Mehrwegsysteme durch Einwegsysteme. Mehrwegsysteme seien ökologisch vorteilhafter und sicherten zu der Zeit außerdem Arbeitsplätze in Unternehmen, die in die Mehrwegsysteme investiert hatten. Außerdem trägt das Pfandsystem dazu bei, dass Verpackungen der ordnungsgemäßen Verwertung zugeführt werden und nicht in der Landschaft entsorgt werden. [17]

Pfand verschiedener Verpackungen nach [18]
Flasche Pfand
Mehrweg-Bierflasche aus Glas (alle Größen) 8 Cent
Mehrweg-Bierflasche mit Bügelverschluss 15 Cent
Mehrweg-Mineralwasserflasche (Glas oder PET) 15 Cent
Mehrwegflaschen für Saft oder Softdrinks 15 Cent
manche 1,0-Liter-Weinflaschen 2 oder 3 Cent
alle Einwegflaschen und –dosen 25 Cent

Sammlung für die stoffliche Verwertung

Die Sammlung von Glas für das Recycling erfolgt anhand von Sammelstellen, von denen es in Deutschland circa 300.000 Stück gibt. Dort wird nach den Glasfarben Weiß, Grün und Braun getrennt. [1] Blaues Behälterglas wird in den Containern für Grünglas gesammelt. [19] Außerdem ist darauf zu achten, dass Glas sortenrein gesammelt wird. Flachglas, Bleiglas oder Spezialgläser beispielsweise gehören nicht in den Altglascontainer, da sie die Zusammensetzung der Schmelze verändern und so die Eigenschaften des Recyclinglases beeinflussen. [1]

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Recyclingverfahren Behälterglas

Nachfolgend ist das Verfahren zur Aufbereitung von Altglas dargestellt. Nach einer mechanischen Aufbereitung, die aus Absaugung, Magnetbandabscheider, Zerkleinerung und Siebung besteht wird das Altglas einer optischen Sortierung mittels Infrarottechnologie unterzogen. Die Fraktion größer 60 mm wird nach der Siebung als NE – Schrott aussortiert. [21]

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Recycling anderer Glassorten

Auch andere Glassorten als Kalk-Natron-Glas können recycelt werden. Diese Prozesse sind allerdings oft aufwendig und wirtschaftlich nicht rentabel. Bleiglas wird derzeit teilweise als Schlackenbildner in der Bleiindustrie eingesetzt. Es gibt Verfahren, mit denen das Bleiglas eingeschmolzen und das enthaltene Blei durch Reduktion zurückgewonnen wird. So kann aber nur ein kleiner Teil des anfallenden Bleiglasabfalls verwertet werden. Auch der Wiedereinsatz von Bleiglas, zum Beispiel als Scheiben für Röntgenräume findet kaum noch statt. [22] Auch Flachglas kann gesammelt, eingeschmolzen und erneut zu Flachglas verarbeitet werden. Je nach Reinheit ist auch der Einsatz in der Behälterglasproduktion oder als Dämmwolle, Schmirgelpapier oder Glasbaustein möglich. [23] Das Einschmelzen und wiederverwenden von Spezialglas wird nur in seltenen Fällen praktiziert. Hier sind die Quoten für den Wiedereinsatz sehr niedrig. [24]

Verwertungsquoten

2019 lag das gesamte Abfallaufkommen von Glas in Deutschland bei 2.640.000 Tonnen und machte damit 5,2% des gesamten Abfallaufkommens aus. Davon wurden 1000 Tonnen durch Ablagerung beseitigt. 1000 Tonnen wurden der energetischen Verwertung zugeführt. 2.638.000 Tonnen wurden der stofflichen Verwertung zugeführt. Das entspricht einer Verwertungsquote von fast 100%. [14] 2020 machte Altglas 4,6% des Hausmülls in Deutschland aus. [15] Die Verwertungsquote von Glas als Verpackungsmaterial lag in 2018 bei 83%. [16] In Abbildung 9 sind die Verwertungsquoten einiger Jahre von 1997 bis 2018 dargestellt. Es ist zu erkennen, dass die Quote seit 2016 sinkt. Das ist auf den steigenden Preis der Altglasscherben zurückzuführen, sodass der Einsatz dieser nicht mehr lohnenswert ist. [17]

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Der Einsatz von Altglasscherben unterscheidet sich je nach Glasfarbe. 2006 wurden im Durchschnitt 40% Altglas für die Produktion von Braunglas verwendet, bei Weißglas waren es 57%. Bei der Grünglasproduktion lag der Einsatz von Altglas bei 63%. [29]

Energieeinsparungen

Durch die niedrigeren Schmelztemperaturen von Altglasscherben im Gegensatz zu dem Rohstoffgemenge bei der Primärherstellung sinkt der Energiebedarf pro 10 Massen-% eingesetztem Altglas etwa um 2% - 3%. Dazu werden Rohstoffe eingespart und somit auch die Enegie, die für den Abbau- und Herstellungsprozess benötigt werden würde. [29]

Reinheitsanforderungen

An Altglas, welches für die stoffliche Verwertung wieder genutzt werden soll, werden hohe Anforderungen bezüglich der Reinheit gestellt. In einer Tonne Altglas für diese Zwecke dürfen sich maximal 25 g Keramik, Stein und Porzellan und maximal 5 g Nichteisenmetalle befinden. Auch für andere Störstoffe müssen Grenzwerte eingehalten werden. [29] Die Fraktion Keramik, Stein und Porzellan hat einen höheren Schmelzpunkt als Glas und würde somit zu Einschlüssen in dem fertigen Glasprodukt führen. Metalle können eine Zerstörung des Schmelzwannenbodens mit sich bringen. Aluminiumdeckel werden von den Glasrecyclern mithilfe von sensorgestützter Sortierung aussortiert und erlösbringend verkauft. [1] Gegenüber Verunreinigungen durch andersfarbige Altglasscherben ist Weißglas am empfindlichsten. Der Fremdfarbenanteil darf maximal 0,3% betragen, wohingegen er bei braunem Glas bis zu 8% betragen kann. Bei Grünglas ist ein Fremdfarbenanteil von bis zu 15% akzeptabel. In diese Fraktion gehört auch blaues Glas. [1,29]

Notes

  1. Prof. Dr.-Ing. Thomas Pretz. Glas. Aachen; 2018.